Emo war mal kein Schimpfwort. Bands wie Jimmy Eat World oder Sunny Day Real Estate zeigten in den späten 90er Jahren und den frühen 00er Jahren, dass eine Mischung zwischen Punk Rock und Indie, angereichert durch Pop-Bezüge und emotionale Texte durchaus funktionieren kann, auch ohne peinlich zu sein. Zwischenzeitlich gab es immer mal wieder einige Bands, die in dieselbe Richtung tendierten – wirklich durchsetzen konnte sich aber kaum jemand davon. Vielleicht wird es ja etwas mit THE SWELLERS, welche mit ihrer EP „Running Out Of Places To Go“ keinen Hehl daraus machen, welche Bands sie früher gehört haben. Allerdings kommt die junge Band aus den USA auf dieser Veröffentlichung nicht über eine solide EP hinaus, welche zwar den Fuß zum Mitwippen animiert, darüber hinaus aber kein großes Langzeitpotential oder Wiedererkennungswert besitzt.
Die vier Jungs aus Flint, Michigan spielen gefällige Melodien, die sich schnell im Ohr festsetzen und von eingängigen Gesangsmelodien und Chören unterstützt werden. Die Songs finden alle in einem leicht angezogenen Mid-Tempo-Bereich statt und pendeln sich um die Dreiminutenmarke herum ein – in puncto Eingängkeit zeigen sich THE SWELLERS demnach gut aufgestellt. Insgesamt scheint es aber so, als würde die Band ihr Potential nicht ganz ausschöpfen. Zwar ist die Hook in „Hands“ unwiderstehlich, wird allerdings so lange ausgereizt, bis die Lust daran schon wieder vergangen ist. Ähnliches gilt für „Let Me In“: Nach einem starken Beginn, der auch das Tempo etwas anzieht, verläuft sich der Song immer wieder in relativ beliebigen Melodiebögen, um erst am Schluss eine spannende Dynamik zu entwickeln. „Making Waves“ klingt schließlich wie ein beliebig auswechselbarer Skate-Pop-Punk-Song, der so in jedem Highschool-Teenie-Film im Abspann laufen könnte.
Das alles liest sich nun wahrscheinlich gemeiner, als es tatsächlich ist, schließlich hat es noch nie jemanden wehgetan, auch mal während des Abspanns sitzen zu bleiben. Wenn „Running Out Of Places To Go“ im Hintergrund auf einer Party laufen würde oder gemütliche Sommernächte am See untermalt, würde sich auch niemand beschweren. Leider würde aber auch niemand nachfragen, welche Band hier gerade gespielt wird. Insgesamt liefern THE SWELLERS eine solide Pop-Punk-Platte ab. Nicht mehr. Aber auch nicht weniger.
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