Ein Bandname (THE SUNWASHED AVENUES) der mich ständig an Sunrise Avenue denken lässt und eben solche musikalischen Assoziationen weckt. Ein Albumtitel („Cult Of The Black Sun“) und Coverartwork, welches das Ganze dann aber eher in Richtung Südamerika und das Fahrwasser von Soulfly und Sepultura drängt. Bandphotos die sofort an Kiss, nur eben im Zeitalter des Farbfernsehens, denken lassen. Schließlich noch Musiktitel, die im Wechsel an Post-Wasauchimmer („Ride The Last Wave Before Eternal Darkness“ oder „Their Faces Turned Into Smiles When The Wind Ate Up Their Brains”) oder Ex Deo („Burning Rome” oder „Ides Of March”) erinnern. Wer hier vorhatte, den flüchtigen Betrachter zu verwirren oder jeden – respektive niemanden – anzusprechen, dem sei herzlich gratuliert. Doch ist das weiter schlimm?
Musikalisch könnte man die vier Herren mit den mehr oder weniger gelungenen Pseudonymen wohl am ehesten irgendwie zum Alternative oder Crossover stecken, doch auch hier wissen sie nicht so richtig, was sie eigentlich wollen. Mal hart und schnell mit leichter Punk-Attitüde und klarem Geschrei, die ganz ganz weit entfernt an Bands wie Billy Talent erinnert und dann wieder kuschlig ruhig mit gehauchtem Gesang. Gelegentlich wid sogar noch der Screamo gestriffen. „Melodramatic Death Rock“ nennt das dann übrigens die Band, nun gut. Was die ersten Stücke gemeinsam haben, ist eine gewisse Sperrigkeit. Eingängig ist das, was THE SUNWASHED AVENUES hier darbieten, nicht. Der Gesang geht zwar so in Ordnung, passt aber auch zu jedem belanglosen Alternative Act, wenngleich die Screams manchmal recht dünn geraten sind. Die Instrumentalisten-Fraktion dagegen schafft es einfach nicht, sich zu entscheiden. Immer wieder driftet sie in seichtes, austauschbares Geplätscher ab, ohne den Mut, sich voll für die Kommerz-Schiene zu entscheiden. Irgendwann wird dann nämlich immer das schlechte Gewissen in Form progressiver Rhythmen ausgepackt. Die sind allerdings nicht so gehalten, dass man verzückt ob der technischen Fähigkeiten oder der kompositorischen Qualität den Mund etwas länger offen behält. Der letzte Kick, um aus Sperrigkeit die hohe Kunst zu machen fehlt einfach. Besonders deutlich werden die Defizite beim instrumental Track „Their Faces Turned Into Smiles When The Wind Ate Up Their Brains”. Hier wird über sechs Minuten langweilig geplätschert. Wer instrumentale Musik wie Russian Circle oder Long Distance Calling gewöhnt ist, nickt gelegentlich ein.
Aber es finden sich auch schönere Ecken auf der Scheibe: „Ides Of March“ ist ein recht homogenes Stück modernen Metals geworden. Sänger Franco Colombo hat zwar etwas Probleme mit der Treffsicherheit und schweift unpassend in die Kopfstimme ab, dennoch ein eindeutig besseres Stück. Ebenso der letzte Track „Manha Do Carnaval“ der durch dezenten Keyboardeinsatz gewinnt und auch mit kleinen Gesangseffekten überzeugen kann, wären da nicht wieder diese dünnen Schreichen…
Was bleibt, ist Ratlosigkeit: Warum THE SUNWASHED AVENUES einen Plattenvertrag haben. Was die Band eigentlich möchte. Wem die Musik gefallen könnte.
Empfehlen kann ich sie jedenfalls nicht. Wer trotzdem interessiert ist, findet Hörbeispiele auf den einschlägigen Seiten. Die Eingangsfrage kann mit „Nein“ beantwortet werden und für ein paar gute Ansätze, aber noch deutlich Luft nach oben gibt’s:
Wertung: 3 / 10