1955 war die Menschheit noch nicht bereit für Marty McFlys Gitarrenspiel. 10 Jahre später sah die Sache schon anders aus: Fünf Jungs zwischen 15 und 17 Jahren betraten die Bühne des legendären Clubs Pandora’s Box auf dem Sunset Trip in Los Angeles und präsentierten mit „Makin‘ Love“ einen kleinen Rock‘n‘Roll-Szene-Hit. Bis zur Produktion des Debüts „Back From The Grave“ sollten aber 42 Jahre ins Land ziehen. Welche Geschichte steckt dahinter und wie sollte eine Band heißen, die fast ein halbes Jahrhundert gebraucht hat, um ihren ersten Longplayer zu veröffentlichen? Natürlich THE SLOTHS.
1964 gegründet, dauerte die Karriere der Faultiere zunächst nur bis 1966 an – in den knapp zwei Jahren haben sie aber in buchstäblich jedem Club in Hollywood gespielt und dabei die Bühne mit Bands wie The Doors, Iron Butterfly oder auch The Animals geteilt. Zuvor erwähnter Track „Makin‘ Love“ wurde als Single veröffentlicht, bekam aber aufgrund seiner kontroversen Lyrics kein Airplay im Radio. In den achtziger Jahren tauchte der Song aus dem Nichts auf einem Garage-Band-Sampler namens „Back From The Grave Vol. 4“ auf und die wenigen produzierten Vinylsingles aus den Sechzigern wurden auf Ebay heiß gehandelt – ein Exemplar wechselte 2011 für über 6000 US-Dollar den Besitzer.
Im selben Jahr machte sich der Musikjournalist Mike Stax auf die Suche nach den Musikern von THE SLOTHS und konnte tatsächlich alle originalen Bandmitglieder bis auf die verstorbenen Hank Daniels (Gesang) und Sam Kamrass (Schlagzeug) ausfindig machen. Und siehe da: Tommy McLoughlin (Gesang, Mundharmonika und inzwischen auch ein Emmy-ausgezeichneter Regisseur und Drehbuchautor) und Gitarrist und Bassist Mike Rummans nahmen sich die inzwischen fast 40 Jahre alten Kompositionen noch einmal vor und hatten wohl einen Mordsspaß dabei. Schnell waren neue Bandmitglieder rekrutiert, die bereit waren, nach all den Jahren die Bühnen der Welt erneut unsicher zu machen und so spielte die Truppe über 100 Shows in drei Jahren. THE SLOTHS waren zurück.
„Back From The Grave“ fasst also die Mitte der sechziger Jahre geschriebenen Songs zu einem Album zusammen: bBeeinflusst von den Gitarren-Helden dieser Zeit wie Chuck Berry, Bo Diddley, Muddy Waters und John Lee Hooker bietet die Platte überraschend zeitlosen und schnörkellosen, Blues-beeinflussten Rock’n Roll mit einem minimalen Punkeinschlag. Die Songs bewegen sich längentechnisch größtenteils im Bereich von zwei bis drei Minuten – kompakt und kurzweilig. Sowohl musikalische als auch tontechnische Umsetzung sind gelungen: THE SLOTHs verbreiten eine angenehme Nostalgie, während sie über „A Cutie Named Judy“ oder das erfolgreiche Überleben des siebenundzwanzigsten Lebensjahres („I Survived 27“) singen. McLoughlins Mundharmonika setzt dabei zur richtigen Zeit die richtigen Akzente. Und selbstverständlich darf die einstige Hitsingle „Makin‘ Love“ nicht fehlen und findet sich in einer aufgepeppten Version auf dem Album wieder. Wobei aber auch andere Songs auf „Back From The Grave“ wie „One Way Out“ durchaus Single-Charakter haben.
THE SLOTHS sind aus der Zeit gefallen und ihre Bandgeschichte ist derart bemerkenswert, dass sie schon fast ein klein wenig Narrenfreiheit in ihrem Schaffen genießen. Aber es ist schon erstaunlich, wie gut sie den Geist des Sechziger-Jahre-Rock‘n‘Roll transportieren und wie gut diese Musik auch heutzutage noch funktioniert. So macht „Back From The Grave“ in erster Linie gute Laune und animiert jederzeit, ganz Faultier-untypisch, zum Mitschunkeln. Marty McFly würde es gefallen und das Plattencover ist sowieso der Hammer.
Wertung: 7 / 10