Finnland scheint in den letzten Jahren definitiv aus seinem „Metal Dornröschenschlaf“ erwacht zu sein. Es tummeln sich ja schon länger die bekannteren Metalacts dort in den Charts, aber eine Rotten Sound-EP auf Platz 4 der Singlecharts? Doch damit nicht genug, bereits 2005 fand sich die Single „Hatehead“ von THE SCOURGER überraschenderweise auf Platz 1 wieder. Im Juni 2006 stieg die Auskopplung „Maximum Intensity“ dann bis auf Platz 2. Grund genug also, die Musik dieser Band näher unter die Lupe zu nehmen. Dass es sich hier trotz der hohen Platzierungen nicht um Weichspüler-Metal handeln muss ist spätestens seit der Rotten Sound-Sensation klar. So überrascht es nicht sonderlich, wenn es nach dem Einlegen von „Blind Date With Violence“ gleich ordentlich scheppert und man feststellen muss, dass THE SCOURGER lupenreinen Thrash Metal praktizieren.
So beginnt der Opener „Decline Of Conformity / Grading: Deranged“ erstmal unverzerrt auf ein Klavier beschränkt und erinnert während den ersten 2 Minuten sehr stark an so manche Testament-Klassiker. Ob geniale, peitschende Riffs, Mitgröhlrefrains oder klasse Soli, hier ist alles dabei. Auch bei weiterer Spieldauer wird einem das ganz Spektrum geboten, was man von einer Thrashband erwarten kann. Alle Kompositionen haben Kopf und Fuß und man merkt der Musik an, dass hier erfahrende Musiker mit langjähriger Erfahrung am Werk sind. Eine vergleichbare Band die mir gleich durch den Kopf geschossen ist sind die Schweden Carnal Forge, so ähnelt vorallem Schreihals Jari Hurskainen sehr Ex-Sänger Jonas Kjellgren. Im musikalischen Bereich kann man vorallem Paralellen zu eben erwähnten Carnal Forge, aber auch Testament und Darkane ziehen. Hier wird also gute Thrashkost geboten, echte Überraschungen oder Innovationen bleiben aber aus. Vielmehr stütz man sich auf bewährte Stilmittel und rattert das volle Programm runter. Die Zielgruppe wird man mit „Blind Date With Violence“ sicher begeistern, ob es allerdings für mehr als einen Höflichkeitsapplaus außerhalb der Genregrenze reicht, darf bezweifelt werden. Dafür ist trotzdem alles zu vorhersehbar und halt „bekannt“.
Es handelt sich hierbei durchaus um ein sehr gutes Album, aber für mehr als nur eine überdurchschnittlich gute Note fehlt das gewisse „Etwas“. Sehr ansprechend sind übrigens noch die Slayer- und Testament-Coverversionen. Hier darf man vorallem „Over The Wall“ hervorheben, welches wirklich spitze gecovert wurde und dem Original in nichts nachsteht. Leute, die für zeitgemäßen Thrash mehr als ein Ohr übrig haben, sollten definitiv reinhören. Allen anderen kann man das Album nur bedingt empfehlen.
Wertung: 7.5 / 10