Das Cover zeigt einen Tempel, eine Höhle und einen Dämon mit Hirschgeweih.

Review The Ruins Of Beverast – The Thule Grimoires

  • Label: Ván
  • Veröffentlicht: 2020
  • Spielart: Doom Metal

Im Deutschen Metal-Undergrund ist THE RUINS OF BEVERAST zumindest ein wenig legendär – immerhin ist das erste Album des Projektes, „Unlock The Shrine“ von 2005, zugleich das erste Album, das auf dem heute hoch angesehenen Label Ván Records erschienen ist. Nach herausragenden Alben wie „Rain Upon The Impure“ und dem doomigen „Blood Vaults“ drifteten THE RUINS OF BEVERAST zuletzt in eine unerwartete Richtung ab: Auf „Exuvia“ und der vorangeschickten EP „Tacitum Tootem!“ mischte Mastermind Alexander von Meilenwald kauzige Schamanenklänge unter die wieder etwas Black-Metal-lastigeren Songs.

Diese Phase scheint von Meilenwald hinter sich gelassen zu haben – weder das Artwork noch die Musik weisen bei „The Thule Grimoires“ noch derartige Elemente auf. Massentauglicher ist das betitelte neue Album deswegen noch lange nicht: Hinter dem stilistisch streitbaren Mash-up-Cover aus griechischem Tempel, Tropfsteinhöhle und einer dubiosen Gestalt mit Hirschkopf steckt erneut jener bisweilen bemüht kauzig klingender Mix aus Black- und Doom-Metal, den man ähnlich schon auf dem Brücken-Album zwischen beiden Genres gehört hatte: Foulest Semen Of A Sheltered Elite (2009). Wirkte das besagte Album noch etwas unausgereift, scheinen sich die im Schnitt zehnminütigen Songungetüme diesmal mit aller Macht gegen Eingängigkeit zu sträuben.

Das fängt mit dem Mix an, der mal mit extrem trockenem Gesang („The Tundra Shines“), mal mit einer hallüberfrachteten Frauenstimme („Anchoress In Furs“), mit grummelig-schrammeligen Zerrgitarren und kristallklaren Cleangitarren keine klare Schlagrichtung erkennen lässt. Doch auch die Kompositionen lassen einen zunächst ratlos zurück: Mal passiert lange nichts, mal (zu) viel in kurzer Zeit – und teilweise klingt das Resultat auch einfach nicht so atmosphärisch wie wohl geplant: „Mammothpolis“ etwa wirkt wie ein vertonter Drogentip und „Anchoress In Furs“ durch den gewöhnungsbedürftigen Klargesang sperriger als nötig gewesen wäre. In „Polar Hiss Hysteria“ nimmt das Album Fahrt auf, wird jedoch durch den Sound ausgebremst: Irgendwo zwischen patschenden Trommeln und tief geröcheltem Gesang tönen ein hallbeladene Leadgitarren heraus, irgendwann kommen effektbeladene Cleangitarren dazu, ehe der Song in einem verschwurbelten Outro-Sample endet. Doch wer „Rain Upon The Impure“ schätzt, lässt sich bekanntlich vom Sound nicht schrecken.

Von kompositorischen Schwächen zu sprechen, wäre ebenso voreilig: „The Thule Grimoires“ könnte ein „Grower“ sein, der seine Zeit braucht … und viel guten Willen. Dabei können THE RUINS OF BEVERAST ja auch anders: Der Opener „Ropes Into Eden“ wie auch das finale „Deserts To Bind And Defeast“ (witzigerweise mit 12:41 beziehungsweise 14:06 Minuten die längsten Stücke auf „The Thule Grimoires“) wissen mit geschickten Dynamikwechseln, stilistischer Vielseitigkeit und einer dennoch kohärenten Atmosphäre sofort zu überzeugen.

THE RUINS OF BEVERAST waren schon immer „Liebhabermusik“. Daran wird sich nach fast 20 Jahren auch nichts mehr ändern. Genau das dürfte „The Thule Grimoires aber zu Gute kommen. Denn Liebhaber geben einem Album auch die Zeit, die es zur vollen Entfaltung braucht. Wer nicht schon alle bisherigen Werke der Band kennt, sollte dennoch (je nach musikalischer Präferenz) eher mit einem der eingangs erwähnten Alben einsteigen. Allen anderen kann ein wieder etwas weniger experimentelles, dabei jedoch nicht minder verschrobenes Album als „Exuvia“ versprochen werden.

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Wertung: 8 / 10

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