Symphonic Metal, was ist das eigentlich? Metal wird von symphonischen Elementen der klassischen Musik unterstützt, sei es nun ein echtes Orchester oder nur Samples von einem Keyboard. Oft sind zeichnen sich die Lieder auch durch eine gewisse Komplexität aus, außerdem kommt oft opernhafter Gesang zum Einsatz.
So die grobe Theorie. Dann kann es schon mal passieren, dass ein Haufen wie THE RAIN I BLEED daherkommt und dieses einfache Grundrezept für seine Musik hernimmt. Noch ein bisschen einfacher darfs aber gerne sein, lassen wir doch also die Zutat Komplexität mal raus und fertig ist „Narcissist“. Man könnte es schon ahnen: Alles, was hier instrumental geboten wird, hat man so schon mal gehört und auch schon besser und interessanter, völlige Durchschnittsware also und stinklangweilig noch dazu. Den Großteil ihrer Melodien scheinen die Griechen auch noch schamlos geklaut zu haben, ständig meint man, dass war genauso schon mal da. Könnte aber auch schlicht an dem extremen Fehlen von eigenen Einfällen liegen. Ab und zu gibt’s für zwei bis drei Sekunden aber durchaus interessante Ansätze, THE RAIN I BLEED verstehen es aber prächtig, diese schnellstmöglich wieder in Eintönigkeit zu ertränken. Stattdessen werden teilweise hanebüchene Breaks geboten, die weder musikalisch noch songschreiberisch den geringsten Sinn ergeben und einfach völlig miserabel eingebaut sind. Anscheinend hat einer der Köche doch versucht, Komplexität ins Gebräu zu kippen, das ging dann ja mal gründlichst schief. Und die klassische Komponente liefert natürlich ein Keyboard, ein recht günstiges Modell anscheinend, so quietschig wie die möchtegern-atmosphärischen Klänge die Ausgabegeräte verlassen.
Eine (unter-)durchschnittliche Platte kann in diesem Genre immer noch durch eine tolle Sängerin zumindest halbwegs gerettet werden. Mina heißt die Gute hier und ich frage mich: Wie zur Hölle konnte man mit der ein Label finden? Großer Gott, die singt zum Teil so schief wie der Big Ben inzwischen steht (Jaha, hier gibt’s aktuelle Zeitgeschichte gratis dazu!), hat eine unerträglich nasale Stimme und durch ihr Genuschel versteht man die englischen Texte oft nur mit arger Müh und Not. Ist ja schön, wenn die Bandmitglieder alle ganz tolle Freunde sind, aber mit so einem Gequäke wird das mäßige Grundgerüst nun wirklich nicht aufgewertet. Ich mein, ich kann ja auch nicht singen, kann kaum einen Ton halten und so, aber ich hab immerhin den Anstand, meinen Gesang aus der Öffentlichkeit rauszuhalten. Und wie krass ist es bitte sehr, dass diese Frau seit ihrem 13. Lebensjahr Gesangsunterricht genommen hat? Wie dreist muss man sein, um für diese Ausbildung Geld zu verlangen? Hätte sie sich Amy Lee (Evanescence) oder die ehemalige Autumn-Sängerin angehört, wäre uns diese Qual vielleicht erspart geblieben. Vielleicht ist meine Abneigung ihrer Stimme gegenüber ja doch arg subjektiv, aber… das geht einfach gar nicht.
Sehr gut, wenn auch nicht überaus neu in seiner Art, ist immerhin das Coverartwork von Dark Tranquillity-Gitarrist Niklas Sundin, der ja eh für seine guten Arbeiten bekannt ist. Als Gastmusiker sind Jeff Loomis (Nevermore) und Jonas Kjellgren (Scar Symmetry) bei den Gitarrensoli zu hören, aber das sind auch nur Perlen vor die Säue. Es ist schlicht und einfach ärgerlich, dass man mit so einem Album noch einen Labelvertrag bekommen kann, wo es doch noch so viele gute und eigenständige Bands im Underground gibt, die es um Welten mehr verdient hätten. Naja, seis drum, immerhin hat „Narcissist“ schon einen gewissen Trash-Faktor und könnte als unfreiwillige schlechte Parodie des Genres durchgehen.
Wertung: 2 / 10