THE POOR gründeten sich 1992 (noch als The Poor Boys) und veröffentlichten 1993 ihr Debutalbum „Who Cares“. Danach waren die Australier auf unzähligen Bühnen unterwegs und supporteten dabei AC/DC, Kiss, Scorpions und Van Halen. Die Songs für ein zweites Werk waren schon geschrieben, als die Band in einen zehnjährigen Winterschlaf fiel. Dieser endete erst 2008, als THE POOR eingeladen wurden, W.A.S.P. auf ihrer Australien-Tour zu begleiten.
Inzwischen erfolgte eine Zusammenarbeit mit Bad Reputation Records, und das Label veröffentlicht unter dem Titel „Round 1 & 2“ alle bisherigen Songs von THE POOR in einer Compilation.
Mit 22 Tracks und über 73 Minuten Spielzeit ist der Rundling prall gefüllt. Von einer Mogelpackung kann man hier wirklich nicht sprechen. Musikalisch spielt sich „Round 1 & 2“ irgendwo zwischen knackigem Hard Rock, geradlinigem Rock ’n‘ Roll, energievollem Punk Rock und etwas Blues ab, wobei der Hard Rock sicherlich am dominantesten zum Ausdruck kommt. Wenn man die oben genannten Bandvergleiche nochmal auffasst, könnte man THE POOR als Mixtur aus AC/DC und Van Halen mit einer Prise Motörhead bezeichnen. Die Mucke sorgt für Stimmung, lädt zum Mitrocken ein und dürfte live sicherlich für jede Menge Schweißverlust und Bierbedarf verantwortlich sein.
Die Stücke halten sich kaum mit Schnörkeln auf. Die Konstrukte sind kraftvoll und straight, die Melodien eingängig und die Höhepunkte werden gekonnt erarbeitet. Variantenreiche Riffs und manches interessante Solo forcieren die Dynamik, während der Gesamtsound in der Regel zielstrebig voran grooved. Man hat es hier logischerweise nicht mit kompositorischen Wundern zu tun, aber mit etlichen Songs, die gut ins Ohr gehen und ganz automatisch für zuckende Gliedmaßen sorgen.
Bei den 22 Tracks schleichen sich zwar auch ein paar Filler ein und manchmal ähneln sich Stücke der Australier ein wenig, aber „Black ’n‘ Blue“, „Blood“, „Jesus“, „Nothing You Say“, „Kill My Faith“, „Last Laugh“ und „Prisoner Of Fools“ sind allesamt gute Hardrock-Songs, die sich auch nicht hinter den Stücken der großen Konkurrenten verstecken müssen. Und wenn THE POOR selten mal den emotionaleren Momenten freien Lauf lassen, wie bei „Rock ’n‘ Roll Survivor“ oder „Goodbye“, meistern sie das auch gut. Eine ordentliche handwerkliche Vorstellung an den Instrumenten und der ebenso markante wie ausdrucksstarke Gesang von Anthony Skene passen sich dem soliden Albumniveau an.
THE POOR sind eine Band, der Freunde des knackig-deftigen Hard Rock ’n‘ Roll gerne auch mal ihre Aufmerksamkeit schenken können. „Round 1 & 2“ ist jetzt nicht der Überflieger, aber ein insgesamt gelungenes Werk, das auch Lust auf einen baldigen Nachfolger macht.
Wertung: 7.5 / 10