THE PIRATE SHIP QUINTET haben ihr letztes Album „Rope For No-Hopers“ 2012 veröffentlicht und damit ein großes Ausrufezeichen in der gleichförmigen Post-Rock-Welt gesetzt. Seitdem wurde es still um die Briten, allerdings nur oberflächlich. Ihrem DIY-Ethos gemäß arbeiteten die fünf Musiker mit einigen Gästen eigenständig an einem neuen Album und holten sich lediglich Unterstützung im Mastering. 2019 ist Post-Rock in keinem besseren Zustand als vor sieben Jahren – und erneut heben sich THE PIRATE SHIP QUINTET mit ihrem neuen Album „Emitter“ meilenweit von der Konkurrenz ab.
Obwohl man die Handschrift des Vorgänger-Albums und der ersten EP weiterhin erkennt, katapultieren sich THE PIRATE SHIP QUINTET auf „Emitter“ qualitativ einige Ligen nach oben. Zwar gibt es nach wie vor langsame Steigerungen und einige heftige Ausbrüche im Lauf der Spielzeit. Anstelle geradliniger Strukturen lassen die Musiker allerdings viel Raum für offenere und orchestrale Strukturen in ihrer Musik. Während „First“ zum Einstieg noch an den Western-Style von Bands wie Earth oder auch Crippled Black Phoenix erinnert, erzeugen die Briten bereits hier durch sanfte Streichertöne eine an Kammermusik erinnernde Atmosphäre. Diese wird von verzerrten Gitarren und einem kurz aufpolternden Schlagzeug jäh unterbrochen. Das Stilmittel eines kurzen Aufblitzens wiederholt sich auf „Emitter“ mehrmals und wird von THE PIRATE SHIP QUINTET nahezu zur Perfektion geführt.
Über den Verlauf des Albums wechseln sich knackige Interludes mit überlangen Stücken ab. „Emitter“ klingt dabei wie aus einem Guss und der Übergang zwischen den einzelnen Nummern ist kaum spürbar. Auch wenn sie stellenweise – besonders in „Third“ – stark an die apokalyptische Schönheit von Godspeed You! Black Emperor erinnern, sind THE PIRATE SHIP QUINTET niemals eine Kopie der kanadischen Post-Rock-Legende. Ihren eigenen Stil unterstreichen die fünf Musiker durch den nahezu perfekten Einsatz von Gastmusikern. Neben den einfach nur wunderschönen Cello-Melodien aus ihren eigenen Reihen, steigern sie durch den Einsatz von Chorgesang auf „Companion“ den Symphoniecharakter der Musik noch mehr. Der Gastauftritt von Andre Hayes am Saxophon im Titeltrack erzeugt schließlich eine verrauchte Jazz-Stimmung – so nah waren sich diese Genres seit Tortoise nicht mehr.
Weitestgehend ruhig und zurückgenommen, quillt „Emitter“ schier über vor melancholischen Melodien. Diese wirken umso intensiver, wenn schließlich die fast schon orchestrale Intensität im vorletzten Stück „Symmetry Is Dead“ noch einmal von einer heftigen Wall Of Sound gebrochen wird und abschließend in „Ninth“ erneut in Earth-Gefilde abtaucht. Zwar haben sich in die bewusst ausgedehnten Kompositionen minimale Längen eingeschlichen, die allerdings von einer schier atemberaubenden Intensität weitestgehend kompensiert werden. Die Intensität und Leidenschaft, die THE PIRATE SHIP QUINTET mit ihrer Musik leben und hervorrufen sind härter als vieles, das sich selbst so bezeichnet. „Emitter“ ist durch zarte Weiterentwicklungen ein modernes Meisterwerk in einem in den letzten Jahren oft totgesagten Genre.
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Wertung: 9 / 10