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Review The Offering – Seeing The Elephant

Die letzten Alben von Slipknot („The End, So Far“) und Korn („Requiem“) wurden mindestens kontrovers aufgenommen, ob System Of A Down jemals wieder ein Album aufnehmen, steht in weit entfernten Sternen – die goßen Nu-Metal-Bands straucheln oder treten auf der Stelle. Glücklicherweise gibt es einige spannende Truppen, die sich um die Thronfolge bewerben. Von Twelve Foot Ninja wird nach „Vengeance“ nach dem Ausstieg von Sänger Nik Barker wohl leider nichts mehr kommen, dafür starten Bloodywood mit „Rakshak“ gerade so richtig durch. Haben auch THE OFFERING das Zeug dazu, mit „Seeing The Elephant“ eine ganz große Nummer zu werden?

Die Amerikaner haben mit ihrem eigenwilligen Debüt „Home“ 2019 bereits ganz schön eingeschlagen. Eine Staubwolke aus chaotischen, aggressiven und zugleich hochmelodischen Songs wirbelte die Modern-Metal-Szene auf. Durch diese Staubwolke konnten aber nicht alle hindurchsehen: So sehr die Musik die einen begeistert, finden andere sie anstrengend, mitunter nervig und schlicht zu viel des Guten. Beide Sichtweisen sind nachvollziehbar, präsentieren THE OFFERING ihren modernen Metal mit Thrash-, Death-, Power-Metal- und sogar Prog-Rock-Einflüssen nicht nur enorm energiegeladen, sondern richtiggehend hyperaktiv. Allein der siebeneinhalbminütige Opener „WASP“ ist ein wilder Trip von Old-School-Slipknot-Chaos über Korn-Groove bis zu ruhigen Passagen voller Zerstörungswut und sanften Emotionen.

Während „My Heroine“ mit seinem ruhigen Verlauf – wenngleich auch mit drastischem Text – heraussticht und an eine System-Of-A-Down-Ballade erinnert, ist „Flower Children“ mit purer Aggression und wahnsinnigen Gesängen ein brutales Highlight. „Rose Fire“ mit überwältigendem Groove und einem Refrain, den man fast schon als Jonathan-Davis-Hommage bezeichnen muss, ist ebenso ein Meisterwerk. Alexander Richichi beweist wie in diesem Chorus großartige Melodiösität, zeigt mit seinem zwischen irrem Geschrei und sanftem Gesäusel pendelnden Gesang aber auch eine überwältigende Reichweite. Seine Stimme und sein Gesangsstil sind sicher nicht jedermanns/jedefraus Geschmack, definitiv aber beeindruckend. Auch die Texte stoßen durch ihre deutliche, oft gar plakative Politik- und Gesellschaftskritik sicher nicht nur auf Gegenliebe. Eine Kostprobe davon bietet das Lyric-Video zu „Flower Children“ mit häufigen „We want all the Boomers dead“-Wiederholungen.

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Sind THE OFFERING die Offenbarung, die die Metalszene braucht? Trotz der vielen genannten Bands kann man das Quartett aus Boston, Massachussets kaum vergleichen. THE OFFERING klingen vor allem wie THE OFFERING. Das erreichen sie durch brachiale Nu-Metal-Riffs, die grundlegend an die ungestümen Anfangstage des Genres erinnern und modern aufbereitet werden. Durch die restliche, vielfältige Elementpalette entsteht ein einzigartiger, bösartiger, ja sogar verstörender Sound, an den man sich erst etwas heranhören muss. „Seeing The Elephant“ protzt dazu noch mit erschlagenden 56 Minuten Laufzeit, die aber enormen Langzeitspaß offenbaren. THE OFFERING machen keine Musik für die breite Masse, laden dafür aber auf einen wilden Trip voll von unverbrauchten, frischen, spannenden Songs. „Seeing The Elephant“ ist damit eines der interessantesten, mutigsten und aufregendsten Metal-Alben des Jahres 2022.

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Wertung: 9 / 10

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