THE NEIGHBOURS treiben nun auch schon eine ganze Weile, nämlich seit sage und schreibe 14 Jahren, ihr Unwesen im süddeutschen Musikraum. Bekannt wurden die Jungs dabei wohl primär durch ihre energiegeladenen Live-Auftritte, obwohl sie sich auch auf Album nicht zu verstecken brauchen, wie der 2008er Release „Cosmoprolitan“ beweist.
Dabei scheint das Konzept der aus Tölz stammenden Münchner für diese Scheibe gewesen zu sein, musikalisch möglichst ohne Scheuklappen vorzugehen. Was die Band selbst als „Nerdrock“ betitelt, offenbart sich als intelligente Mischung zwischen Ska, Rock und Alternative, gemixt in leicht progressivem Umfeld. Dabei ist es die munter vor sich hin schrubbende Gitarre, die die verschiedenen Songs verbindet und sie antreibt (bemerkenswerterweise wird, obwohl durchaus mit verschiedenen Geschwindigkeiten gearbeitet wird, immer eine gewisse Grundhärte beibehalten).
Mit dem Grundsatz also, dass es immer, aber nie auf gleiche Weise rocken soll, ballern sich THE NEIGHBOURS durch 43 actionreiche Minute und liefern nach dem Intro mit „Cannibal Days“ direkt mal einen Höhepunkt des Albums ab. Der Song kann zwischen brachialen Gitarrenriffs, etwas verdrogtem Keyboard und Ska-Bass, der die beiden vorigen Elemente verbindet, quasi alles, was Spaß macht. Etwas weniger rabiat verbreitet das folgende „You Brake – You Lose“ dann mit absolut zwingendem Ohrwurmrefrain Wohlfühlstimmung. Nach „Life’s Just A Game“ punktet „Instead Of Me“ mit Spacerock-Feeling, wo „Don’t Cry Little Woman“ abermals den Ska-Hammer auspackt.
Zwischen diesen eher einfachen und auf Stimmung ausgelegten Nummern gibt es auch einige Songs, wie etwa das bereits erwähnte „Life’s Just A Game“ oder „Wasting Life“, die sich dem Hörer nicht ganz so schnell erschließen, zumeist dann wegen der Leadgitarre, die die Strophen etwas unkonventionell begleitet.
Wie sich nach mehrmaligem Konsum des Albums herausstellt, ist den Songs neben den treibenden Gitarre auch noch etwas anderes gemeinsam, und das ist die gemütliche Stimmung, die sie alle ausstrahlen. Unter anderem durch den warmen, druckvollen Sound fühlt man sich bei „Cosmoprolitan“ von Anfang an wohl, selbst wenn in „Television Smile“ oder „Afraid Of You“ auch mal hemmungslose Urschreie ertönen. Die humoristischen Einlagen, wie das an Barbershop erinnernde „Weapons Of Mass Destruction“, tun ihr übriges dazu, dass man sich dem Charme des Albums von Anfang an kaum entziehen kann.
Dennoch ist es natürlich fraglich, wie gut diese Scheibe dem eingefleischten Metaller so gefallen wird, vereint sie mit Ska und Alternative doch außer Hiphop und Techno alle gängigen musikalischen Hassobjekte in diesem Sektor. Wer aber den unkomplizierten Blick über den Tellerrand wagen will, sollte „Cosmoprolitan“ als professionelles, ambitioniertes Beispiel für Gute Laune-Musik unbedingt anchecken.
Wertung: 8.5 / 10