Review The Moon And The Nightspirit – Metanoia

Im weltweiten Folk-Mikrokosmos sind THE MOON AND THE NIGHTSPIRIT, das ungarische Duo bestehend aus den beiden Multi-Instrumentalisten Ágnes Tóth und Szabó Mihály, schon länger eine renommierte Entität – und das völlig zu Recht. Drei Jahre nach „Holdrejtek“ legen die beiden nun ihr sechstes Album „Metanoia“ vor, dessen Titel die griechische Bezeichnung für Buße ist und der laut der Band für die „Rückkehr zum unberührten und reinen Pfad des kristallenen Daseins“ stehen soll. Dieses Konzept verspricht in Verbindung mit dem kunstvollen, von Ágnes eigens angefertigten Artwork ein weiteres geistreiches, naturverbundenes musikalisches Wunderwerk.

Im Gegensatz zu vielen anderen Folk-Musikern, deren Ausdruck sich in ungeglättetem Gesang und melancholischen Akustikgitarrenakkorden erschöpft, nutzen THE MOON AND THE NIGHTSPIRIT jedes ihnen zur Verfügung stehende Mittel, um den Hörer mit ihrem mystischen Pagan-Folk der materiellen Welt zu entreißen. Natürlich sind auch auf „Metanoia“ der sphärische, elfenhafte Gesang von Ágnes und die nachdenklichen, akustischen Gitarren ein großflächiger Teil der zu ergründenden Klanglandschaft. Eine mindestens genauso wichtige Rolle wird jedoch auch den erdigen, schwermütigen Streichern, der ahnungsvollen Perkussion und den geheimnisschwangeren Piano- und Flötenmelodien („Mystérion Mega“) zuteil, die erst im Zusammenwirken ihren ganzen Zauber entfesseln.

Tatsächlich ist es kaum möglich, herauszuhören, welchem Instrument THE MOON AND THE NIGHTSPIRIT auf „Metanoia“ die Oberhand überlassen. Vielmehr ergänzen die einzelnen Stilelemente einander in geradezu magischer Harmonie, sodass die Kompositionen des ungarischen Zweigespanns fast schon als Symphonien zu bezeichnen sind. Obwohl THE MOON AND THE NIGHTSPIRIT demnach wesentlich weniger minimalistisch musizieren, als man es aus diesem Genre sonst gewohnt ist, lassen die Pagan-Folker keinerlei schwülstigen Kitsch oder Reizüberflutung in ihren Songs zu.

Dabei schafft es das Duo Mal um Mal, herzergreifende Melodien („A Fény Diadala“) und zugleich eine eindringliche, geisterhafte und oftmals sogar unheimlich düstere Atmosphäre zu kreieren, die das ganze Album über andauert, im abschließenden „Hen Panta Einai (Minden Egy)“ jedoch ihren Höhepunkt findet. Mit ein Grund dafür, dass THE MOON AND THE NIGHTSPIRIT ihre Aura des Mystizismus derart dicht verströmen können, ist die glasklare Produktion, die jedem Instrument den ihm zustehenden Raum gibt.

Während sich andere Folk-Releases durch ihre naturverbundene und nahegehende Einfachheit auszeichnen, liegt bei „Metanoia“ die Faszination in der Symbiose der verschiedenen Einflüsse, die zusammen ein stimmiges Ganzes ergeben. Leicht machen es THE MOON AND THE NIGHTSPIRIT sich und ihren Hörern damit nicht, es braucht seine Zeit bis man die Melodien im Gedächtnis den Songs zuweisen kann. Das ändert jedoch nichts an der Magie, die die sechste Platte des Pagan-Folk-Duetts ausstrahlt, der sich Fans der Band und des Genres im Allgemeinen gewiss nicht erwehren können.

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Wertung: 8.5 / 10

Publiziert am von Stephan Rajchl

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