Wer mich ein wenig kennt, der wird wissen, dass die kosmischen Mächte im Bezug darauf, wie ich hin und wieder zu CDs komme, des Öfteren in seltsamen Bahnen wirken. So auch THE LOVELESS und ich. Ich bin ja von Natur aus ein recht neugieriger Mensch und tätige normalerweise auch den einen oder anderen Blindkauf, wenn der Preis stimmt und das Cover ganz nett aussieht oder so, im Falle der drei Dänen war es aber die Verbindung zu Saturnus, die ihnen (oder mir) zum Verhängnis wurde. Denn deren „Veronika Decides To Die“ fand ich bekanntermaßen echt stark, also suchte ich eines schönen Tages auf eBay nach weiteren CDs der Band und da hatte jemand bei einer Auktion zu THE LOVELESS‘ „Star Rover“ (erste und bislang einzige CD der Band) nun mal das Wörtchen „Saturnus“ mit in den Titel gepackt. Zugegeben, die Verbindung ist da, spielt(e) doch die komplette Besetzung von THE LOVELESS mal bei den Kollegen, aber rein musikalisch… Hmja. Ich hatte mir wohl etwas schwereres, doomigeres versprochen und war dann zugegebenermaßen etwas baff von dem, was THE LOVELESS mir boten.
Sprechen wir’s doch unumwunden aus, nach den ersten paar Durchläufen fragte ich mich, was das hier denn für eine zahnlose, halbärschige Scheiße ist, die das Trio mit Gastquartett zusammenspielt. War mir wohl schon die zweite bei Prophecy gesignte Band untergekommen, die mir so gar nicht taugte? (Ja ja, mit Klimt 1918 bin ich bis heut nicht warm geworden, aber deren „Dopoguerra“ war teurer…) Beim ersten oberflächlichen Lauscher schien es fast so, die Musik kam mir tatsächlich recht kraftlos vor, die lakonischen Vocals aus der Kehle von Brian Hansen, die auf selbstmitleidig und melodramatisch gebürsteten Texte und das merkwürdige Wabern der Leadgitarre im einen oder anderen Track („I Fought It Back“) zerrten an meinen Nerven. Eigentlich wollte ich schon da nix mehr mit der Musik von THE LOVELESS zu tun haben.
Aber ich blieb dran und hörte noch ein paar mal rein und aus der anfänglichen Ablehnung wurde so etwas wie vorsichtiges Interesse. Obwohl das Gothic/Shoegaze-Gemisch (ich tue mich irgendwie immer noch schwer, das ganze „Metal“ zu nennen, aber das ist ja kein Schwachpunkt per se) der Knaben mir immer noch recht stumpf vorkam, übte es doch eine gewisse Faszination auf mich aus. Denn nicht nur sind einige der Refrains auch für Gelegenheitshörer bestens gelungen („Love Entombed“ macht viel Freude, genau so „I Fought It Back“), auch fängt man an die Gefühle, die in das Schreiben der Songs und deren Aufnahmen eingeflossen sind, aus dem Soundbild der Dänen herauszuschälen. Die leichte, oftmals geradezu beschwingte Musik („Always There“ fällt mir hier auf Anhieb ein, inklusive irgendwie sympathischem Taktklatschen, aber das ist ein Cover von Rose of Avalanche, also zählt das eigentlich nicht) verbindet sich mit den mal schwermütigen, mal hoffnungsvollen Texten (oft dem Bandnamen tatsächlich entgegenlaufend, hier steckt echt viel Liebe drin) zu einem einzigartigen Gebilde, das den Hörer zu ergreifen weiß, wenn er denn bereit ist sich darauf einzulassen.
Also ist „Star Rover“ eine ziemlich feine Sache, wenn man sich erst mal durch das sperrige Äußere hindurch gekämpft hat, oder? Klar, aber nicht makellos. Trotz vieler guter Ideen, die das Soundbild der Dänen nett auflockern (das Klatschen bei „Always There“, der irgendwo sogar swingende Anfang von „Love Entombed“ oder aber auch das coole Sprachsample bei „Follow“) wird’s hin und wieder doch noch etwas sehr kitschig, käsig, wie auch immer. Da kommt die Melancholie und Depression der Musik nicht mehr so authentisch durch die Boxen sondern wirkt leicht forciert. Und noch dazu klingt leider gottes einiges auf der CD zu gleich, bzw. zu ähnlich. In den knappen 50 Minuten scheint der eine oder andere Part sich doch etwas zu oft zu wiederholen (ich sage nicht, dass er das tut, ich sage nur, dass es so scheint).
Trotzdem ist THE LOVELESS‘ „Star Rover“ eine wundervolle CD zum Abschalten, Entspannen, treiben lassen, zum Aufmuntern und wieder Runterholen, für Augenblicke allein und zu zweit, kurzum: ein Muss für jeden, der mit dem Genre irgendwie was anfangen kann.
Wertung: 8.5 / 10