Review The Lovecraft Sextet – The Horror Cosmic

Aus der schier nie enden wollenden Faszination, die die Welten von Howard Philipps Lovecraft bei Künstlern der unterschiedlichsten Genres hervorruft, ging auch der Dark Jazz von Jason Köhnens Projekt THE LOVECRAFT SEXTET hervor. Die Folgen sind kurios. Das kosmische Grauen, das auf der nur zehnminütigen Vorgänger-EP „Black + White“ geherrscht hatte, führte beim Autor dieser Zeilen dazu, dass er alle Regeln des Musik-Journalismus vergaß und statt eines Reviews eine wirre Kurzgeschichte mit lauter Insiderwitzen verfasste. Man möge mir verzeihen, ich war nicht Herr meiner Sinne.

Genau eine solche musikalische Kurzgeschichte hat Köhnen für die dunkle Jahreszeit des Jahres 2023 in Form eines neuen Albums namens „The Cosmic Horror“ angekündigt. Der Titel versprach eine logische Fortsetzung der Tiefenerkundung des Unnennbaren, die Presseinformationen kündigen eine mehrteilige Vertonung eines noch zu drehenden Horrorfilms an. Die Comic-Tentakel auf dem Cover machten aber stutzig. Erinnerten sie doch viel mehr an die Synthi-Pop-Ausflüge des Zweitwerkes „Nights Of Lust“. Trägt der Tintenfisch-Gott von Welt diesen Herbst Pastellfarben und weiße Sneaker? Bekommen wir Einblick in die Untergrund-Disko „Innsmouth `86“, sind wir zu Gast beim Abschlussball der Miscatonic High?

Wenn dem so ist, dann sind beim Ball der ausgesaugten Herzen an der weiterbilden Schule der nicht existierenden Kleinstadt Providence die meisten der Gäste schon gegangen. Nur ein paar vereinzelt übriggebliebene Paare halten sich müde und lustlos in ihren Tentakeln und wiegen sanft hin und her. Denn auch wenn Songtitel wie „Approaching Menace“, „Infermezzo“ oder „Life Beyond“ anderes versprechen: Der angekündigte „kosmische Horror“ ist vor allem wurmlochtief langweilig. Denn die Rückkehr in Synthi-Gefilde mag so gar nicht zur verstörenden Anderwelt des großen amerikanischen Horrormeisters passen. So mäandert sich das flehende Saxophon durch sehr langsame, teils mit „mystischen“ Hintergundsphären durchlegte Soundteppiche, die bei einer Autofahrt durch eine unbekannte Stadt, nachts und bei Regen, vielleicht atmosphärisch und entspannend wirken. Das haben aber Bohren und der Club of Gore schon vor vielen, vielen Jahren besser gemacht. Gerade die Synthianleihen und Retro-Drums sind meilenweit von der Atmosphäre entfernt, die noch „Black+White“ so auszeichnete. Vom vereinzelt eingestreuten Pop-Gesang ganz zu schweigen.

Einzig „What lurks beneath?“ vermag es kurz, eine bedrohliche Atmosphäre aufzubauen, während die nachfolgenden Songs die Frage des Titels gleich beantworten: Nichts erwartet den Hörer hinter der nächsten dunklen Ecke, nur ein kleiner Teenager-Kalmar, der sich ein paar Farben aus dem All hinter die Binde kippt. Und das ist für das angekündigte Grauen aus den Untiefen der Wirklichkeit dann doch etwas wenig.

Wertung: 4 / 10

Redaktion Metal1.info

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