Review The Loom Of Time – NihilReich

(Black / Death / Doom Metal) Während Metal-Bands im Underground die verschiedensten Genres in kuriosester Weise miteinander verbinden oder sogar ganz neue schaffen, aber damit nie eine größere Hörerschaft erreichen, meinen viele, dass die bekannteren Truppen nur noch sich selbst und ihre Vorbilder kopieren und damit immer mehr in der Belanglosigkeit versinken. Auch die Australier von THE LOOM OF TIME prangern diese Einfallslosigkeit an und wollen deshalb mit ihrer Musik ein wenig frischen Wind in die Szene bringen. Auf seinem Debüt „NihilReich“ bricht das Trio keineswegs mit Konventionen, macht sich jedoch praktisch alles zunutze, was ebenjene hergeben, sodass das Album kreativ, aber keineswegs zu experimentell ist.

Das Bild „The Two Crowns“ von Sir Francis Dicksee, welches das Cover von „NihilReich“ ziert, lässt erst mal an Fleshgod Apocalypses „King“ denken, musikalisch gehen THE LOOM OF TIME jedoch gänzlich andere Wege. Auf „NihilReich“ findet man nämlich alles, nur keinen Symphonic Metal. Bei kaum einer Band wäre dieses „alles“ so wenig als Hyperbel zu verstehen wie bei THE LOOM OF TIME, denn bereits beim Opener „The Ashes Of Your Fall“ wird klar: Die Australier geben sich keinesfalls damit zufrieden, ihre Musik unter das Dogma eines oder zweier Genres zu stellen.
Im einen Moment geben sich die Nachwuchs-Metaller deathig-groovend, im nächsten übernimmt plötzlich düsteres Tremolo-Picking die Oberhand wie in „The Pinnacle Of Hypocrisy“, dann wiederum schleppen sie sich mit schweren Schritten durch den Doom Metal („The Cries Of The Weak“). Auch ein paar Thrash-Rhythmen und epische Heavy-Metal-Leadmelodien und -Soli haben THE LOOM OF TIME in petto. Der Gesang ist aufgeteilt in kraftvolle, eher raue Cleans und kernige Screams, jeweils von Track zu Track unterschiedlich gewichtet.
Ihre breit gefächerten Einflüsse von Marduk bis hin zu Candlemass könnten THE LOOM OF TIME natürlich nie auf eine lediglich 34 Minuten lange Platte packen, wäre nicht insbesondere das Gitarrenspiel unglaublich abwechslungsreich und variabel. Kaum ein Motiv wird allzu lange beibehalten, dennoch sind die Songs keineswegs flatterhaft, sondern stimmig strukturiert. Das Ganze dann noch mit schlagkräftigem Drumming mit Double-Bass und Blasts sowie einer wuchtigen Produktion ausgestattet und schon ist die Mischung perfekt. Passend zum Titel erscheinen die Texte auf „NihilReich“ auffallend nihilistisch, aber auch in gewisser Weise anklagend und dadurch möglicherweise etwas kontrovers.

THE LOOM OF TIME haben mit ihrem ersten Full-Length ein wirklich spannendes Album geschaffen. „NihilReich“ mag kurz sein, doch dafür ist hier keine einzige Sekunde verschwendet, denn jeder einzelne der sechs Tracks ist randvoll mit aufregenden Ideen. Zudem haben die Australier in vielen Aspekten exakt die goldene Mitte getroffen: Ihre Musik ist gleichwohl oldschool und modern, heavy und melodisch, anspruchsvoll und einprägsam. Wer von den typischen Death-, Black- und Doom-Metal-Releases gelangweilt ist, wird sich freuen, zu hören, dass THE LOOM OF TIME nun jedem dieser Genres ein tolles Album hinzugefügt haben.

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Wertung: 8.5 / 10

Publiziert am von Stephan Rajchl

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