Review The Lion’s Daughter – Skin Show

(Extreme Metal / Synthwave) Es ist Nacht, doch am Himmel sind keine Sterne zu sehen. Stattdessen von allen Seiten Neonlichter, verschwommen im Dunst, der wie Weihrauch aus schmutzigen Kanaldeckeln aufsteigt. Wölfisch scheint das Antlitz mancher, die lüstern diese künstlich erhellten Straßen durchstreifen. Es ist eine Welt voll verlockender Illusionen und brutaler Wahrheiten, die THE LION‘S DAUGHTER als Schauplatz für ihr viertes Album gewählt haben. Nach ihren noch etwas unbeholfenen Experimenten mit retro-futuristischem Synthwave auf „Future Cult“ (2018) haben die einstigen Sludge-Metaller mit „Skin Show“ nun ihre eigene Version eines Pop-Albums kreiert – ein rauschhafter Trip durch urbane Abgründe.

Das Grauen, das hinter den aufmerksamkeitsheischenden Leuchtreklamen schummriger Vergnügungsviertel lauert, ist auf „Skin Show“ omnipräsent. Frontmann Scott Fogelbach speit es uns mit seinen raubtierhaft beißenden Screams entgegen („Curtains“), es steckt in den kantigen Gitarrenriffs und Schlagzeugsalven („Become The Night“) und auch die einlullenden Synthesizer können nicht darüber hinwegtäuschen. Obwohl THE LION‘S DAUGHTER ihren zuletzt auf „Existence Is Horror“ (2016) gehörten, schonungslos gewaltsamen Sludge Metal mehr denn je mit elektronischen Klangspielereien übertünchen, offenbart das Album jedoch dieselbe Schwäche wie zuvor „Future Cult“.

Während die Synthesizer nämlich die Atmosphäre der eingangs beschriebenen Szenerie auf faszinierende Weise einfangen, wirkt das Metal-Grundgerüst der Songs eher behelfsmäßig zusammengezimmert. Tracks wie das zähe „Dead In Dreams“ und mitunter sogar brachialere Nummern wie das thrashige „Werewolf Hospital“ erscheinen mit ihren generischen Riffs und Rhythmen enttäuschend karg und unspektakulär. Auch die verhältnismäßig seichte Produktion nimmt THE LION‘S DAUGHTER einiges von ihrem Schrecken.

Wenn die Amerikaner ihren Extreme-Metal-Hintergrund hingegen auf sich beruhen lassen, entfalten die jeweiligen Tracks doch die beunruhigende Wirkung, die die Ästhetik der Platte verspricht. Das eingängige, rockige „Neon Teeth“, „Sex Trap“ mit seinen besonders mysteriösen Synthesizern und seiner rumpelnden Post-Punk-Bassline und der von rastlosem, beinahe dramatischem Tremolo-Picking getriebene Titeltrack lassen wesentlich tiefer in die rotbelichtete Konsumhölle blicken, als THE LION‘S DAUGHTER es mit stumpfem Riffing und Blasting je könnten.

In gewisser Weise haben THE LION’S DAUGHTER mit „Skin Show“ den perfekten Titel für ihr viertes Full-Length gewählt. Der Synth-Metal des Trios verführt mit seinen äußeren Reizen, die Leere im Innern so vieler Schaulustigen vermag die Band mit ihren teils recht generischen Tracks jedoch nicht zu füllen. Wie zuvor „Future Cult“ ist das knapp dreiviertelstündige Album eine vielversprechende Mischung aus Metal und synthetischer Musik, die im Ergebnis jedoch hinter ihren Möglichkeiten zurückbleibt. Obwohl THE LION’S DAUGHTER erneut viel von ihrem Potential verspielt haben, verdient „Skin Show“ ein aufmerksames Hinhören – mag es auch nicht die Offenbarung sein, die das eindringliche Artwork mit seinen religiösen Untertönen in Aussicht stellt.

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Wertung: 7 / 10

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