THE LEGION brachte ich bislang immer aus mehr oder weniger naheliegenden Gründen mit den Landsmännern und Genrekollegen von Marduk in Verbindung, war deren Aushängeschild (neben grandiosem Black Metal) doch eigentlich immer ihr Ex-Sänger Legion. Eine Assoziation, die vielleicht gar nicht fair ist, denn bis 2002 hatte die 1996 als Tyrant gegründete Band eigentlich gar nichts mit der von mir verehrten Black Metal Panzerdivision zu tun, von daher auch unfair, weil dieser Vergleich immer einen etwas bitteren Beigeschmack à la „So gut wie Marduk können sie ja gar nicht sein“ mit sich trug. Trotzdem erwärmte ich mich bei gegebener Gelegenheit für die Idee, ein Review zum neusten Output der Schweden zu basteln und ich muss gestehen, dass mir erst hinterher auffiel, dass die Verbindung zu Marduk mittlerweile doch gar keine rein semantische mehr ist. Immerhin sitzt hier Emil Dragutinovic, seines Zeichens Ex-Marduk und mittlerweile Devian-Drummer an der Schießbude, der, wenn man Legions Worten Glauben schenken darf, für große Teile von Marduks musikalischem Schaffen seit der „World Funeral“ verantwortlich war.
Egal, genug der großen Worte, mit „A Bliss To Suffer“ schneiten THE LEGION dann jedenfalls bei mir rein und gaben mir die Möglichkeit, mir mit Hilfe ihres dritten Albums selbst ein Bild von ihrem Können zu machen. Und alter Schwede (beziehungsweise „nicht so alte Schweden“, hehe), das ist doch gar nicht mal zu verachten. Vor allem die technische Seite überraschte mich etwas, denn vorher laß ich, dass sich da kein berufsmäßiger Produzent dran verging, THE LEGION machten das alles schön selber und zauberten einen Sound zusammen, der dem geneigten Hörer schon in den ersten Sekunden des Openers „Shining Redemption“ direkt ins Trommelfell tritt. Extrem wuchtig und transparent kommt die Musik auf „A Bliss To Suffer“ durch die Boxen, der Inhalt des Ganzen zieht aber locker mit.
Hier steckt Dragutinovic drin, das merkt der Fan schon. Die melodischeren Parts haben durchaus was von Devian, wenn geballert wird, dann kamen mir doch hin und wieder die neueren Alben von Marduk in den Sinn (vor allem an „Cold Mouth Prayer“ musste ich des Öfteren denken, das ja eins der Lieder ist, die der gute Emil noch auf der „Rom 5:12“ verbrochen hat). Sänger Lazr Martinsson hat auch hin und wieder eine überraschende Ähnlichkeit zum aktuellen Marduk-Schreihals Mortuus, klingt aber doch noch eigenständig genug, um kein bloßes Abziehbild zu sein. Und das lässt sich so auch 1:1 auf die komplette Musik übertragen. Die Stärken von Marduk und Devian findet man auf „A Bliss To Suffer“, allerdings mit genug Eigenständigkeit (hier seien die coolen Choreinwürfe oder das relativ stark vertretene aber nicht zu sehr überstrapazierte Keyboard genannt, das sich bei vielen Songs im Hintergrund tummelt und so etwas mehr Epik reinbringt) vermischt, um sich seine Daseinsberechtigung neben den Kollegen verdient zu haben, vielleicht sogar mehr als das.
Ja, was THE LEGION hier abfeiern ist nämlich eine richtig tolle Sache. Handwerklich absolut sauberer, atmosphärisch ebenso astreiner Black Metal mit ein paar leichten Death-Anleihen, der zwar prinzipiell nicht revolutionär ist, aber doch genug Abwechslung und genug gute Augenblicke mit sich bringt, um den Fan bei der Stange zu halten. Und vor allem haben die Knaben auch keine Angst, mal ein paar Sekündchen inne zu halten, um ihr Zeug etwas aufzulockern. Und das sorgt nicht nur für Abwechslung im Gesamtbild sondern lässt die brutalen Stellen auch noch viel besser zur Geltung kommen. Ehrlich wahr, wenn nach einer gemäßigteren Passage wieder mit der Keule los gelegt wird, dann kann einem das – der technischen Seite sei’s gedankt – schon die Luft weg bleiben lassen.
Ich denke, ich könnte jetzt ein nettes Fazit aus den Gedanken bilden, dass „A Bliss To Suffer“, THE LEGIONS drittes Album, eine verflucht runde Sache ist, die den Hörer die vollen 48 Minuten bei der Stange hält und auch noch nach zig Durchläufen sau viel Spaß macht, aber wieso nicht einfach mal das zittieren, was der Promoschrieb uns über die Knaben mitteilen wollte? Das ist zwar hochtrabend, aber in diesem Fall absolut zutreffend: „If you like your Black Metal extreme and uncompromising, yet with enough variation and fresh elements to keep up your interest, then THE LEGION is the band of the future.“ Kaufen.
Wertung: 9 / 10