THE LAST VEGAS ist nicht die Rock ‚n’ Roll Band deines Vaters oder deines großen Bruders. Es ist deine. – damit wird geworben, und das weckt zunächst einmal große Hoffnungen, – ist doch bekannt, dass in der Rock ‚n‘ Roll-Szene früher alles besser war: echte Musik (solche, ohne eingespielte Computererzeugnisse), begnadete Gitarristen und die größten Bands auf dem Höhepunkt ihrer Karriere. Die 2005 in Chicago gegründeten THE LAST VEGAS begeben sich (laut Promotion-Zettel) musikalisch in diese Zeiten zurück und vergegenwärtigen den guten Rock der alten Schule.
Und geboten wird tatsächlich einmal, was versprochen wurde: naturbelassener, gitarrendominierter Rock der 70er, 80er Jahre. Die Instrumente werden beherrscht, die komponierten Melodien gehen gut ins Ohr und bleiben dort hängen. Auch Stimme und Gesangsstil Chad Cherrys fügen sich wohl in das Retro Bild ein: eher hoch als tief, aber doch leicht rauchig, mal thrashiger „Beat To Hell“ und in jedem Sinne rockig.
Das Liedgut auf ihrer bereits achten Veröffentlichung klingt zunächst nach perfektem Coverrock, und wie schon einmal (vor langer Zeit) gehört, mag demnach bei dem einen oder anderen Hörer Erinnerungen an Vergangene Dekaden wachrufen und trifft sofort den richtigen Nerv. In klarerer Produktion als zu den 70ern zwar, aber das versteht sich wohl von selbst. Durch diese klingt die Musik weniger rau, das heißt leider auch weniger „echt“ – aber auch modern und zeitgemäß. Und dieser polierte Old-School Sound ist es eben, was THE LAST VEGAS ausmacht.
Ferner kann man die Band für ihr offensichtliches Talent im Erschaffen von eigenständigen Songs mit guten Refrains loben. Auch wenn diesemal mehr, mal weniger stark Assoziationen zu früheren Werken hervorrufen, so klingt doch kein Lied auf „Bad Decisions“ wie ein anderes. Verschiedene Melodien, Gesangslinien, Refrains, Geschwindigkeiten – Abwechslung ist hier zur Genüge vorhanden.
Weniger ansprechend allerdings ist das Cover der CD, – erinnert es doch mit dem blonden Kleinkind in Amerika-Shorts, welches eine Heckenschere in die Höhe hält, eher an das Plakat einer angesagten Komödie, als an Rock-Musik. Hier hätte die Band sich, ihrem Sound entsprechend, mehr an traditioneller (oder zumindest geschmackvollerer) Gestaltung orientieren können.
Trotz dieses fragwürdigen Art-Works ist es keinesfalls die schlechteste Entscheidung THE LAST VEGAS zu Gehör kommen zu lassen, denn das aktuelle Album bietet all das, was sich der langjährige Rockfan wünscht. Rundum gelungen und in sich stimmig, wissen vor allem „Beat To Hell“, „She’s My Confusion“ – eine schöne Ballade – und „My Way Forever“ zu überzeugen. Aber auch der Rest der Scheibe weißt keine Schwachstellen oder Patzer auf.
Wer auf Kiss, Guns ’n‘ Roses und vor allem Mötley Crue steht wird sie in THE LAST VEGAS jung und zeitgemäß wiederfinden.
Wertung: 9 / 10