Das neue Album “Cinematographic” von den Amerikanern THE JUNIOR VARSITY beansprucht für sich, eine Brücke zu schlagen zwischen Indie Rock, bittersüßem Pop und psychedelischem Prog. Da darf man als Progger wohl hohe Erwartungen haben, oder? Aber ob dieser eigenartige Stilmix funktioniert?
Die ersten Hördurchgänge des zwölfteiligen, etwas über 41-minütigen Albums waren eher von Enttäuschung geprägt. Ganz klar, die Band gehört nicht zu den ganz stumpf drauflosrockenden Acts des Genres da draußen, aber die vollmundige Ankündigung finde ich doch zu so ziemlich keiner Sekunde wirklich erfüllt. Das hier ist in erster Linie Alternative Rock mit teilweise schönen, teilweise ungewöhnlichen Melodien und Akkordfolgen. Hier und da lässt ein gelungener Keyboardsound oder einfallsreiches Schlagzeugspiel aufhorchen. Gesanglich gibt es aber wesentlich bessere Acts, wie zum Beispiel die Band 1997 mit ihrem Album „A Better View Of The Rising Moon“ bewiesen hat. Für allzu ausufernde Experimente, Soundscapes und Instrumentalpassagen ist hier gar kein Platz, da die Songs meist nach drei oder vier Minuten schon wieder beendet sind. Schade! Überzeugen kann mich die Band vor allem in ihren ruhigeren Momenten, wie es zugegebenermaßen meistens bei mir mit solchen Bands ist. Songs wie das von einer Akustikgitarre getragene und mit einem Cello untermalte, rein instrumentale „Memory Made Easy“ oder der Titeltrack mit fantastischem Saxophon sind durchaus gelungen. Weitere Anspieltipps sind der 3 ½-Minüter „Lifted“, sowie „The Sky“ und „Wünderdrug“. In diesen Songs ist die Instrumentierung stimmungsvoll und die Gesangsarrangements wissen zu gefallen.
Wirklich beeindrucken und mitreißen kann „Cinematographic“ in seiner Gänze aber nicht. Es ist ein ordentliches, gutes Album, das in der Zielgruppe sicherlich einige Anhänger finden wird. Dass Fans von The Police, den Counting Crows oder Led Zeppelin der Band ein Ohr oder auch zwei leihen werden, kann ich mir aber beim besten Willen nicht vorstellen. So technisch und klischeefrei, wie die Band gerne sein würde, ist sie leider nicht.Schade, denn eine Mischung aus Prog und Indie Rock wäre wirklich mal interessant. Bis auf weiteres geht der Kreativitäts-Award in diesem Bereich dieses Jahr aber an 1997 mit „A Better View Of The Rising Moon“.
Wertung: 6.5 / 10