Review The Howling Void – The Darkness At The Edge Of Dawn

  • Label: Avantgarde
  • Veröffentlicht: 2017
  • Spielart: Doom Metal

Wenngleich sich Musik-Genres oftmals gut dazu eigenen, das Schaffen einer Band bereits vor dem Hören in etwa einzuschätzen, sind es doch eher lose Definitionen, deren Grenzen nur allzu leicht verschwimmen. So haben etwa Falloch nicht zu leugnende Black-Metal-Anleihen, setzen den für diese Stilrichtung typischen Schreigesang jedoch nahezu gar nicht ein. Behält man dies im Hinterkopf, sollte es also nicht allzu sehr verwundern, dass Ryan Wilson mit seinem Soloprojekt THE HOWLING VOID Funeral Doom spielt, aber kein einziges Mal auf gutturalen Gesang zurückgreift. Mit „The Darkness At The Edge Of Dawn“ legt der Amerikaner bereits sein sechstes Album vor, gerade mal zehn Jahre nach der Gründung des Projekts.

In puncto Quantität kann sich Wilson also schon mal ohne falsche Bescheidenheit auf die eigene Schulter klopfen. Doch auch die Qualität stimmt bei THE HOWLING VOID. Die fünf neuen Songs, die es zusammen auf knappe 40 Minuten Laufzeit bringen, sind zwar merklich an den Eckpfeilern des Genres ausgerichtet, warten jedoch mit allerlei großen und kleinen Überraschungen auf, die sie zu etwas Besonderem machen. Wie es im Funeral Doom Brauch ist, spielt sich das meiste in den unteren Tempobereichen ab und auch die wuchtigen Rhythmusgitarren, die immer wieder wie meterhohe Wellen über die anderen Instrumente hereinbrechen, kennt man so bereits.

Auf „The Darkness At The Edge Of Dawn“ spielen sie jedoch nur eine unterstützende Rolle, denn noch viel bezeichnender für den Sound von THE HOWLING VOID sind die getragenen, melancholischen Leadmelodien und die ausgedehnten Clean-Gitarren-Arrangements. Letztere sind eindeutig der vielfältigste Aspekt der Platte, klingen sie doch mal verträumt oder schwermütig, dann wiederum trostlos oder mysteriös. Auf dem Titeltrack schlagen die unverzerrten Gitarren sogar lässige Blues-Töne an. Ebenso stimmungsvoll sind die mystischen Keyboardteppiche, die THE HOWLING VOID flächendeckend über seinen Kompositionen ausbreitet und damit ihren ätherischen Charakter unterstreicht.

Wie unschwer zu erkennen ist, hat es Wilson als Songwriter in erster Linie darauf abgesehen, eine möglichst vereinnahmende Atmosphäre zu erschaffen – nur eben eine etwas leichtfüßigere als die meisten seiner Genre-Kollegen. Das gelingt ihm auch weitgehend, allerdings ist sein allzu sanfter, bedächtiger Klargesang ein wenig zu einschläfernd und das Album eine Spur zu anschmiegsam produziert. Dass es dem Sound von THE HOWLING VOID etwas an Kraft mangelt, äußert sich letztlich darin, dass die Songs nicht ganz so mitreißend sind, wie sie es angesichts ihrer interessanten Stilistik sein könnten.

THE HOWLING VOID mag mit „The Darkness At The Edge Of Dawn“ nicht unbedingt das spannendste Funeral-Doom-Album der letzten Jahre kreiert haben, eine stimmige und erfrischende Platte ist es jedoch gewiss. Davon abgesehen, dass den Songs ein etwas stärkerer Klang gutgetan hätte, erfüllt die kristallklare Produktion nahezu alle an modernen, atmosphärischen Metal gestellten Ansprüche. Musikalisch vielleicht noch ein Tüpfelchen zu unspektakulär, aber nichtsdestoweniger sphärisch und berührend, ist „The Darkness At The Edge Of Dawn“ ein Album für alle, die sich gerne in geheimnisvollen Klangräumen und Traumwelten verlieren.

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Wertung: 7.5 / 10

Publiziert am von Stephan Rajchl

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