Hinter THE HEALING ROAD steckt der Baden-Württembergische Musiker Hanspeter Hess. Mit „Tales From The Dam“ präsentiert ein sein mittlerweile drittes Album. Nach den beiden CDs „The Healing Road“ (2006) und „Timanfaya“ (2008) hat er sich mit der Veröffentlichung von „Tales From The Dam“ einen lang ersehnten Traum erfüllt: Die erste eigene LP (der allerdings eine CD-Version des Longplayers beiliegt).
Musikalisch bewegt sich THE HEALING ROAD zwischen ruhigem Progressive Rock, Elektro- und Ambient-Sequenzen und kurzen Weltmusik-Einschüben: Mike Oldfield, Genesis, Yes, Spock’s Beard und Tangerine Dream kommen dem Hörer beim Genuss der Platte in den Sinn. Es geht überwiegend entspannt, melodisch und stellenweise beinahe romantisch zu. Nur gelegentlich wird es schwermütiger, wie zum Beispiel zu Beginn von „Tales From The Dam Part II“. Dabei verzichtet die Musik komplett auf Gesang, lediglich eine kurze Choral-Passage findet sich während der 42 Minuten Gesamtspielzeit. Diese teilt sich – ganz in der Tradition der 70er-Prog-LPs – in zwei Longtracks auf, die jeweils eine ganze LP-Seite einnehmen.
Der Aufbau der beiden überlangen Nummern ähnelt eher einer großen Suite als einem durchkomponierten Epic. Die einzelnen Parts sind aber so unterhaltsam und geschmackvoll komponiert, dass dies gar nicht stark ins Gewicht fällt. Denn THE HEALING ROAD geht es eher darum, mit der Musik Bilder im Kopf des Hörers zu erzeugen, ihn auf eine Reise zu schicken – und dazu eignet sich diese Scheibe ausgezeichnet. Der Projektname entstammt übrigens dem gleichnamigen Buch von Rush-Schlagzeuger Neil Peart, der einer der Lieblingsmusiker von Hanspeter Hess ist.
Dieser zeichnet sich für alle Keyboardarrangements verantwortlich und hat E-Drums eingespielt. Neben einigen Synthesizerklängen nutzt er dabei vorallem viel Piano. Unterstützt wird er von zahlreichen Gitarristen und einem Schlagzeuger aus Fleisch und Blut. Damit kann zwar nicht darüber hinweggetäuscht werden, dass es sich hierbei um reine Internetkooperationen handelt und keine vollwertige Band im Studio saß; für die gegebenen Umstände klingt „Tales From The Dam“ dennoch erstaunlich lebendig und dynamisch, wofür wohl auch das professionelle Mastering von Andy Horn sorgt, der unter anderem schon für die in Szenekreisen bekannten Toxic Smile gearbeitet hat.
Angefangen hat Hanspeter Hess als reiner Hobbymusiker mit einem Midi-Keyboard, dem heimischen Mac und der Software GarageBand. Auf erste Kompositionsversuche folgten recht flott fertige Songs, die er auf seinem Debütalbum zusammenfasste. Außerdem komponierte er große Teile des Songs „Hope | Omid“ für den Benefizsampler der deutschen Spock’s Beard-Community The Bearded. Angetrieben vom Ehrgeiz, ein besserer Musiker zu werden und seine musikalischen Visionen zu verwirklichen, entstand im Laufe des Jahres 2007 das instrumentale Konzeptalbum „Timanfaya“, auf dem er die Eindrücke seiner Lanzarote-Reisen in Musik zusammengefasst hat. Im Oktober 2008 zeigte das französische Prog-Label Musea Interesse an der Platte und vertreibt sie seitdem weltweit. Auch das neueste THE HEALING ROAD-Werk wird auf diesem Wege erhältlich sein.
Allen Freunden entspannter, melodischer Klänge sei „Tales From The Dam“ wärmstens empfohlen. Das Album beweist, dass Instrumentalmusik, die hauptsächlich mit dem Keyboard aufgenommen wurde, keineswegs grundsätzlich langweilig ist, sondern im Gegenteil durchaus hervorragend unterhalten kann. Außerdem zeigt es eindrucksvoll, dass heutzutage schon mit verhältnismäßig wenig Mitteln eine rundum professionelle Produktion realisierbar ist. Geheimtipp!
Wertung: 8 / 10