Review The Halo Effect – March Of The Unheard

Mit ihrem Debüt „Days Of The Lost“ hatten THE HALO EFFECT gemischte Reaktionen eingefahren – auch unsere Redaktion war zwigespalten (+/–). Mit „March Of The Unheard“ legen die Schweden nur knapp zweieinhalb Jahre später nach. Einen Vorteil zumindest hat das Album: Anders als beim Vorgänger weiß man nun zumindest in etwa, was zu erwarten ist. Eine gewisse Kohärenz lässt schon das Layout vermuten, und auch sonst ist ein Stilbruch in der noch jungen Geschichte dieser All-Star-Band nicht zu erwarten.

Tatsächlich knüpfen THE HALO EFFECT im Großen und Ganzen dort an, wo sie mit „Days Of The Lost“ aufgehört haben: Es gibt gefälligen Melodic-Death-Metal (mit Betonung auf Melodic) – und was der eine dabei als musikalische Kuscheldecke voll gefälliger Melodien empfinden mag, dürfte dem anderen abermals zu sehr in Richtung „Fahrstuhl-Metal“ gehen: Man kann irgendwo zwischendurch ein- und an beliebiger Stelle wieder aussteigen; dazwischen stört nichts, aber man verpasst eben auch nichts, wenn man das Album nicht bis zu Ende hört. Wobei das so nicht ganz richtig ist, dazu aber später mehr.

Bei genauerem Hinhören haben THE HALO EFFECT aber schon nachgeschärft: Der Klargesang – eigentlich Mikael Stannes Markenzeichen – ist nahezu komplett verschwunden. Die einzigen Ausnahmen sind „Forever Astray“ und „Between Directions“, bei der Limited Edition kommt noch „Become Surrender“ hinzu. Wenn man ehrlich ist, gereicht das dem Album trotz der dadurch geringeren stilistischen Vielfalt beim Gesang nicht zum Nachteil: Wirklich spannend waren die Clean-Vocals auf dem Debüt ja nicht ausgefallen.

Auch musikalisch ist das Album um Nuancen härter ausgefallen als das Debüt: Zwischen den stellenweise vielleicht etwas zu düdelig geratenen Melodien lassen sich gleich bei den ersten Tracks tatsächlich Jahrtausendwechsel-In-Flames-Vibes aufspüren: Schon der Opener erinnert dezent an das „Clayman“-Album, „Our Channel To The Darkness“ dank der andeutungsweise zitierten Melodie ganz konkret an „Only For The Weak“. Im weiteren Verlauf sind THE HALO EFFECT zwar hörbar um Abwechslung bemüht – „Cruel Perception“ etwa könnte von Insomnium stammen, und das bereits erwähnte „Between Directions“ von Dark Tranquillity – im Großen und Ganzen ist musikalisch aber schon alles gesagt. Auch, dass das Werk durch das nur mit Chor besungene Interlude „The Curse Of Silence“ sowie das Outro „Coda“ um insgesamt fast sechs Minuten in die Länge gezogen wird, tut „March Of The Unheard“ als Album nicht unbedingt gut.

Wenn aber schon ein Outro, so hätte man dieses auch in der Limited Edition konsequent an die letzte Stelle setzen müssen – und damit hinter die Bonus-Tracks. So hingegen wirken die drei Stücke tatsächlich wie ein bloßes Anhängsel. Das ist schade – denn wie eingangs bereits angedeutet, gehören ausgerechnet zwei der drei „aussortieren“ Nummern zu den stärksten des Albums: „Path Of Fierce Resistance“ hat Biss und „Become Surrender“ groovt richtig.

In Kenntnis des Debüts lassen sich THE HALO EFFECT besser einordnen – darum dürfte „March Of The Unheard“ zumindest niemanden enttäuschen. Das liegt aber auch daran, dass die Schweden diesmal deutlich kohärenter und stilsicherer zu Werke gehen. Zwar verlieren sich THE HALO EFFECT auch auf ihrem zweiten Album bisweilen noch zwischen Belanglosigkeit und Kitsch, aber die Marschrichtung stimmt: Insgesamt sind die Songs besser als die des Debüts. Für das dritte Album dürften sich THE HALO EFFECT aber gerne trotzdem noch etwas mehr Zeit lassen – beim Songwriting, um die eigenen Stärken noch mehr herauszuarbeiten, aber auch bei der Songauswahl. Wenn die Schweden beim nächsten Mal ein paar mehr, dafür aber die richtigen Songs auszusortieren, könnte diese All-Star-Band den über-großen Erwartungen vielleicht doch noch gerecht werden.

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Wertung: 7 / 10

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