Was kommt dabei heraus, wenn sich die beiden erfahrenen Todesblei-Recken Kam Lee (u.a. ex-Massacre, Death/Mantas, Denial Fiend) und Rogga Johansson (u.a. Paganizer, Ribspreader) für eine musikalische Kooperation zusammenraufen? Wenn ihr jetzt an einen Bastard aus groovendem Florida Death und brutalem Schwedentod denkt, dann liegt ihr gar nicht so verkehrt, denn um nichts anderes handelt es sich beim Debüt-Album von THE GROTESQUERY. Das Duo hat bereits letztes Jahr mit zwei weiteren Mitstreitern unter dem Namen Bone Gnawer ein ordentlich abgehangenes Stück Fleisch abgeliefert, dieses Mal sollte es sogar ein Konzeptalbum sein, inspiriert von den finsteren Werken H. P. Lovecrafts und Edgar Allan Poes. In der Story geht es dabei grob um einen verzweifelten Vater, der sich für das Leben seines Sohnes mit schwarzer Magie und finsteren Mächten einlässt – so weit, so gut. Inwiefern es sich hören lassen kann, was uns hier als „Occult Horror Death Metal“ angeboten wird, soll im Folgenden besprochen werden.
Sämtliche Tracks werden von kurzen, gesprochenen Intros eingeleitet, die sich wie ein roter Faden durch das gesamte Album ziehen. Dabei bietet eine monströs verzerrte Stimme, unterlegt mit allerlei düsteren Hintergrundgeräuschen, einen thematischen Einstieg in jeden der einzelnen kapitelähnlichen Songs. Das klingt zwar stellenweise, als hätte man’s vom Fäkal-Kardinal in der Kanalisation einlesen lassen, meistens vermögen die gesprochenen Parts jedoch durchaus überzeugend die passende Atmosphäre zu vermitteln. Beim Erklingen der ersten Takte fällt sofort der druckvolle, klare Sound auf, den Produzent Ronnie Björnström (Blodsrit, Paganizer, Ribspreader) der Scheibe im Studio E.A.P. verpasst hat. Die Rhythmusabteilung hat ordentlich Tinte auf dem Füller und ergänzt den fetten Gitarrensound um eine gehörige Portion Wucht. Über all dem thront das mächtige Organ von Kam Lee, der auch zwischen den Zeilen in bester John Tardy-Manier bedrohlich grunzt und knurrt.
Auch im Hinblick auf den Songaufbau sind Parallelen zu Obituary zu erkennen, setzt man doch im Großen und Ganzen auf Doom- und vor allem Midtempo-Passagen in Kombination mit zahlreichen Doublebass-Attacken. Dabei beginnen die einfacher gestrickten Nummern zunächst schleppend und steigern sich zum Ende hin zu energetischen Dampfwalzen („Spirits Of The Dead“, „Nightmares Made Flesh“). Unterm Strich kann man THE GROTESQUERY jedoch keine mangelnde Abwechslung vorwerfen, das gilt für den brachialen Opener „Coffin Birth (Sang Geburt)“ ebenso wie für den Rausschmeißer „Fall Of The House Of The Grotesque“, der einen passenden Abschluss der Grusel-Saga darstellt. Zwar sind die Tracks allesamt eher in der Tradition des räudigen Death Metals der frühen Neunziger angesiedelt und weit entfernt von virtuosem Gefrickel, allerdings gibt’s hier mal ein kleines Solo, da mal ein knackiges Rock-Riff, dort mal ein wuchtiger Blast-Part – mit „The Terrible Old Man“ verneigt man sich gar unüberhörbar vor den Altmeistern Bolt Thrower.
„Tales Of The Coffin Born“ mag auf den Hörer unter Umständen etwas sperrig wirken, denn mit den Riffs gewinnen THE GROTESQUERY sicherlich keinen Innovationspreis, aber wer verdient den heutzutage überhaupt noch? Die Nummern laufen allesamt rein wie ein gut eingefettetes Klistier und machen einfach Spaß beim Anhören. Die Horror-Atmosphäre wurde überzeugend umgesetzt und ein gelungenes lyrisches Konzept kann da musikalische Schwächen auch mal ausgleichen. Wem die ganzen Texte ohnehin am Allerwertesten vorbeigehen, der hat immer noch ein starkes Death Metal-Album, also zieht los und hört mal rein, denn es lohnt sich. Fans von Kam Lees Werken im Allgemeinen und den oben genannten Bands im Speziellen werden nicht enttäuscht sein.
Wertung: 8.5 / 10