Weiterentwicklung ist auch im Bereich des Punkrock kein Fremdwort. Sei es eine kleine Nuance Melodie zusätzlich hier, eine Prise Härte da, sei es eine Abkehr vom bisherigen Musikstil, ohne dabei an Individualität einzubüßen: Ohne eine wie auch immer geartete Form von Evolution hat jede Band früher oder später keine Lust mehr, weiterzumachen. Etwas Ähnliches hat sich anscheinend nach zehn Jahren Bandgeschichte auch die kanadische Punkband THE FLATLINERS gedacht. Während die Band auf ihren ersten drei Alben neben einer sonnigen Punk-Attitüde auch reges Off-Beat-Treiben in ihrer Musik herrschen ließ, scheint im Jahr 2013 die Lust an Geradlinigkeit zugenommen zu haben. Das Ergebnis ist „Dead Language“, ein kurzweiliges, energiegeladenes Album, welchem allerdings insgesamt ein Hauch mehr Abwechslung nicht schlecht zu Gesicht gestanden hätte.
Melodien geben auch auf „Dead Language“ den Ton an – allerdings in einer etwas abgespeckteren Form. Zwar sind Songs wie „Birds Of England“, „Caskets Full“ und „Young Professionals“ mitreißende Melodien eingeschrieben, allerdings werden diese weniger durch Gitarrenlicks oder Soli-Ausflüge, als stärker durch Riffs und Gesangslinien transportiert. Besonders die druckvolle, ranzige Stimme von Chris Cresswell verleiht den Songs dabei eine ganz eigene, packende Energie und sorgt immer wieder für diese schönen Momente, in denen man den Drang verspürt, einfach wild in der Gegend herumzuspringen. Das Tempo der dreizehn Songs auf „Dead Language“ ist durchgehend hoch und bremst nur gelegentlich minimal ab, um dem Sound von THE FLATLINERS mehr Dynamik zu verleihen, was besonders im abwechslungsreichen „Sew My Mouth Shut“ oder im Midtempo-Rocker „Ashes Away“ funktioniert. Besonders weiß „Tail Feathers“ zu überzeugen, der musikalisch beinahe schon an den Groove von The Gaslight Anthem erinnert.
Den Vergleich mit Bands wie Against Me! brauchen THE FLATLINERS auf keinen Fall zu scheuen. Das Problem ist allerdings: So schön rotzig „Dead Languages“ ist und so viel Spaß das Album macht, so wenig Abwechslung ist auf Albumlänge geboten. Dabei ist doch die Unentschlossenheit hinsichtlich des neu eingeschlagenen Wegs zu hören: Die Band hat kein Problem, poppige Einflüsse in ihre Musik zu übernehmen, ist in dieser Übernahme allerdings in den entscheidenden Momenten noch zu zaghaft, diese deutlicher hervorzuheben. Gleichzeitig ist das Album für ein rotziges, schmissiges Punkalbum etwas zu glatt und zu sauber. Als Paradebeispiel hierfür fungiert der Song „Hounds“, welcher immer zwischen diesen Polen hin und her pendelt und dabei etwas ziellos wirkt. Aber auch diesen Konflikt werden THE FLATLINERS in Zukunft sicherlich zu lösen wissen.
Wertung: 7 / 10