Review The Eyes Of A Traitor – A Clear Perception

Als sie ihren ersten Plattenvertrag bei dem Underground-Label Thirty Days Of Night Records in der Tasche hatten, waren die Jungs von THE EYES OF A TRAITOR gerade mal 16 Jahre alt. 2007 tauchte ihr erstes Output, die „By Sunset“-EP in den Regalen auf, man machte sich live bei der wachsenden Fan-Gemeinde beliebt. Mittlerweile sind die fünf Briten aus Luton, Hertfordshire bei der französischen Label-Größe Listenable Records untergekommen und stehen mit ihrem ersten Album voller Länge in den Startlöchern. „A Clear Perception“ soll die talentierten und überaus fleißigen Insulaner nun in der Liste der Melodic Death Metal / Metalcore-Bands nach oben katapultieren.

Dass THE EYES OF A TRAITOR auf keines der beiden Genres alleine zu beschränken sind, offenbart sich schnell, beispielsweise anhand des Openers „Under Siege“ – kräftige Blast Beat-Attacken und der variable Gesang von Sänger Jack Delany kombiniert mit der drückenden Gitarrenarbeit der Herren Matthew Pugh und Steve Withworth machen nicht nur Lust auf mehr, sondern geben schon einen eindrucksvollen Vorgeschmack auf die nächsten 40 Minuten und neun weiteren Stücke.

Die Umschreibung „Deathcore“ drängt sich einem dabei ganz unverbindlich auf – ausnahmsweise passt das bei dem jungen Quintett aber sogar, das sich geschickt zwischen melodischem Death Metal und herkömmlichen Metalcore zu inszenieren weiß. Auf eine überraschend erfrischende Art und Weise werden technisch hochversierte Zaubereien auf den Sechssaitern mit brutalen Breakdowns kombiniert. Das an sich mag zwar alles andere als neu sein, wird mit „A Clear Perception“ aber in Qualität verpackt. Für Abwechslung sorgen dabei nicht nur Techno-Beat-Einlagen wie auf „Like Clockwork“ und „Decourus“ (von denen letzterer Song der wohl ruhigste der ganzen Scheibe ist und mit einem sehr träumerischen Solo aufwarten kann), sondern gleichzeitig auch wechselnde Melodie-Leitthemen, hauptsächlich in Form der Gitarren verkörpert. Wo „With Different Eyes“ mit zuerst dumpfen und hintergründigen, dann immer lauter und klarer werdenden Licks zeigt, dass es nicht viele Effekte braucht, um Atmosphäre zu erzeugen, solange die spielerische Brillanz vorhanden ist, gefällt „Escape These Walls“ einfach wegen seiner disharmonischen Kombinationen von Gesang und Instrumenten.

Moshpit-Killer a lá „Misconceptions“, „Echoes“ (wunderbar groovende Nummer) und „The Impact Of Two Hearts“ zeigen aber genau so deutlich, wo der Hammer hängt: nackenbrechende Riffs, harte Blast Beat-Einlagen und Breaks, die jeden Moshpit zur Hölle auf Erden werden lassen können.
„A Clear Perception“ ist seit langem der abwechslungs- und facettenreichste Mix aus Melodic Death Metal und Hardcore, den ich gehört habe. THE EYES OF A TRAITOR gelingt das Kunststück, bekannte Trademarks mit ihren ganz eigenen Vorstellungen zu mischen und letztere wohl klar überwiegen zu lassen.
Sie sind genau die Art von Band, von der es in diesem Bereich der Musik mehr geben sollte – es gibt gleichzeitig straight was auf die Kinnlade und trotzdem hat man genügend Stoff zum Mitdenken. Auch wenn die Songstrukturen teilweise noch nicht perfekt sind, ist dieses Debüt für mich ein Erfolg auf ganzer Linie. Wenn THE EYES OF A TRAITOR ihren Weg jetzt noch – hoffentlich unbeirrt – fortsetzen, werden sie in absehbarer Zeit eine feste Größe in der Spitze der europäischen Szene sein. Mit Listenable Records haben sie immerhin ein Zuhause gefunden, das ihnen diesen Erfolg ermöglicht.

Wertung: 8.5 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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