Blut Aus Nord, für viele die französische Elite in Sachen experimentellen Avantgarde-Black-Metals, veröffentlichten im letzten Jahr den finalen Teil ihrer Trilogie um die Zahl 777. Fans und Presse waren sich hinsichtlich der Qualität dieser Trilogie wohl zur Abwechslung mal einig und vor allem über den abschließenden Teil „777 – Cosmosophy“ hatte man im Grunde nur positives gelesen. Anscheinend Grund genug für deren Label Debemur Morti, den Fans einen Blick in die musikalische Vergangenheit von Gründungsmitglied Vindsval zu gewähren. Als dessen Hauptbetätigungsfeld gerade erst am aufblühen war, veröffentlichte er ganz nebenbei und fast gänzlich unbemerkt unter dem Namen THE EYE ein Solo-Scheibchen mit dem Titel „Supremacy“. Anno 2013 wird das vergessene Kind von den Franzosen erneut veröffentlicht.
Das Material auf dem vorliegenden Werk unterscheidet sich bezüglich der musikalischen Ausrichtung nicht sonderlich von dem seiner Hauptbeschäftigung Blut Aus Nord. Im direkten Vergleich ist „Supremacy“ sogar durchaus kompatibel mit „Ultima Thulée“. Um einiges Zugänglicher ist es definitiv, wofür am ehesten der atmosphärische Teppich aus melodischen Keyboardparts, die wunderschöne Gitarrenarbeit und Vindsvals raues Organ verantwortlich ist. Vindsval bietet dem Hörer mystischen, kalten Black Metal norwegischer Prägung, es ist eigentlich Schade, dass diesem Werk zu jener Zeit nicht die Aufmerksamkeit zu Teil wurde, die es verdient hätte. Damals wäre möglicherweise auch die Bewertung um einiges höher ausgefallen, wo es doch heutzutage augrund von vielen ähnlich agierenden Projekten mit musikalisch annähernd identischer Ausrichtung nicht so leicht ist, sich zu behaupten.
Jedenfalls geriet es im Laufe der Zeit leider in Vergessenheit und auch Blut Aus Nord gingen musikalisch fortan in eine etwas andere Richtung. Bei THE EYE gestaltete Vindsval seine Musik weniger ausufernd und in atmosphärischer Hinsicht um einiges dichter und direkter.
Die acht Stücke auf „Supremacy“ atmen allesamt den Spirit der 90er und wissen den Hörer in ihrer geisterhaften Atmosphäre gefangen zu nehmen. Vereinzelt haben sich kurze, melodische Interludien eingeschlichen, die den restlichen Stücken zusätzlichen Tiefgang verleihen und sich glücklicherweise nicht als Störfaktoren erweisen. Etwas verwundert hat mich die Tatsache, dass keinerlei Bonusmaterial den Weg auf dieses Re-Release gefunden hat. Okay, das Cover ist neu, ein paar Extras wären jedoch als Anreiz für einen Kauf sicher nicht verkehrt gewesen.
Hinsichtlich möglicher Anspieltipps können vor allem „The Eternal Oath Of Lie“, „The Call Of A Thousand Souls“ und „Your Wickedness… (Bastard Son Of Fear) punkten, wobei der letztgenannte Titel eine deutlich ruppigere und brutalere Herangehensweise vermuten lässt, als es dann letztendlich der Fall ist. Wie auch immer, „Supremacy“ ist zusammenfassend ein vergessenes Juwel aus vergangenen Zeiten und gehört definitiv wiederentdeckt. Nicht nur für Blut Aus Nord-Fans und Nostalgiker empfehlenswert!
Wertung: 7 / 10