Review The Exilant – Arcadia Forlorn

Der Doom-Death-Metal hat ein reichhaltiges Erbe. Viele Bands der heutigen Zeit versuchen nach Kräften, zu den Großtaten von Formationen wie Katatonia, Paradise Lost, Anathema oder My Dying Bride aufzuschließen. Beispielhaft für das Gelingen dieser Aufgabe stehen Bands wie Draconian oder Swallow the Sun, die das Thema musikalischer Schwermut in die Moderne übersetzen. Nachwuchsbands haben es hingegen schwer, noch von sich reden zu machen. Wider diesen Widerständen bringt David Klepper alias Stryx (unter anderem Schlagzeuger bei Eis) mit seinem Ein-Mann-Projekt THE EXILANT neues Futter direkt aus dem morastigen Untergrund des Genres.

Sein erstes Album „Arcadia Forlorn“ hat er ohne Unterstützung durch ein Label vom ersten Schlag auf die Snare bis zum letzten Schrei ins Mikrofon gänzlich in Eigenregie umgesetzt und veröffentlicht. Dass der Musiker keineswegs unbedarft zu Werke geht, macht schon der Klang des Debüts deutlich. Die Stücke von THE EXILANT wurden genretypisch erdig und doch angenehm differenziert in Szene gesetzt. Da die Produktion konventionell, aber im gesunden Maße modern ausfällt, können sich die einzelnen Nuancen von „Arcadia Forlorn“ voll entfalten. Davon hat das Debüt von THE EXILANT nämlich eine Menge zu bieten.

Welchen Hintergrund THE EXILANT mit sich bringt, zeigt bereits das stimmige Intro, dessen subtile Tragik von Tastenarrangements begleitet in die bleierne Schwere des Titelstücks überleitet. Hier inszeniert das Projekt durch die Kombination monotonen Riffings und geschmeidiger Keyboards eine Atmosphäre, die an The 11th Hour erinnert. Die Gitarre zu Beginn von „Contemplating Paradise“ hätte ohne Weiteres der Frühphase von Katatonia entstammen können. Im letzten Drittel kommt sogar ein Hauch Post-Black-Metal ins Spiel, der einen der großen Höhepunkte bildet. Der Spannungsaufbau in der Songdynamik funktioniert dabei sehr gut.

Ein weiteres Highlight bietet der zehnminütige „In Decay“, der zu Beginn mühelos Erinnerungen an Opeth in ihrer mittleren Schaffensphase weckt, bevor er sich in angeschwärzter Schwere verliert. Mit vielschichtigen, tatsächlich sehr eigenen Arrangements und flirrenden Gitarren legt der Song einen weiteren starken, dynamisch interessanten Twist hin. Der Beginn des Rausschmeißers „Near the Ground“ offenbart den musikalischen Hintergrund seines Schöpfers. Ohne Zweifel wird mit dem finalen Stück die düsterste Nummer des gesamten Albums aufgefahren, wodurch sich ein schöner Kontrast zu den vorherigen Songs ergibt. Der Hauch von Melancholie wird natürlich auch hier nicht ausgelassen. Es ist sogar so, dass „Near the Ground“ mit seinem epischen Finale und den sanften Keyboards noch einmal zeigt, wie viel Potenzial in diesem Projekt steckt.

Mit „Arcadia Forlorn“ ist THE EXILANT ein starkes Debüt innerhalb seines Genres gelungen. David Klepper erzeugt auf seinem Erstlingswerk einige wirklich spannende Momente, die jeden Genre-Liebhaber begeistern dürften. Allerdings zeigt sich auch, dass es dem Ein-Mann-Projekt noch nicht gänzlich gelingt, ohne Längen auszukommen. Zudem schimmern die musikalischen Vorbilder auf „Arcadia Forlorn“ stellenweise etwas zu deutlich durch. Das Album ist somit zwar ein absolut solider Genre-Vertreter, aber das volle Potenzial von THE EXILANT ist mit diesem ersten Lebenszeichen noch nicht vollständig entfaltet.

 

Wertung: 7 / 10

Publiziert am von

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert