Review The Erkonauts – I Want It To End

(Groove Metal / Progressive Metal / Thrash Metal) Im großen Corona-Jahr 2020 dürfte „I Want It To End“ ein heißer Anwärter auf jenen Albumtitel des Jahres gewesen sein, der den meisten Menschen auch aktuell noch aus der Seele spricht. Mit diesem Satz hat die aus der Schweiz stammende Band THE ERKONAUTS ihr drittes Album hinaus in die momentan so stille Welt geschickt – und es ist mit Sicherheit genau der Soundtrack, den so mancher in diesen Zeiten benötigt.

Mit der Lead-Single „War Flamingoes“ startet das Album direkt rasant und mit einem Bassgroove, wie man ihn selten im Metal hört. Wie auch schon auf dem hervorragenden Vorgängerwerk „I Shall Forgive“ (2017) ist Fronter Ales Campanellis Bassspiel der große Star des Albums. Meisterhaft schlägt er immer wieder die Brücke zwischen Virtuosität und unwiderstehlichem Groove. Den vielleicht beeindruckendsten Song auf „I Want It To End“ stellt in dieser Hinsicht „Losing Is The First Step“ dar, in dem Samael-Bassist Campanelli verspielte Bassfiguren geradezu leichtfüßig um einen wild stampfenden Beat herumtänzeln lässt.

Doch auch abseits ausgestellter Instrumentalperformances weiß die Combo, die aus der 2013 aufgelösten Band Sybreed hervorging, in ihrem stimmigen Zusammenspiel zu überzeugen. Das gelingt ihr insbesondere in ihren typischen Shuffle-Groove-Songs „The Future Ends With You“ und „The Sun“, die sich in ihrem metallischen Swing-Feeling in die Musik von Bands wie Diablo Swing Orchestra oder Trepalium einreihen und die logische Nachfolge zu den Hits „Chaos Never Fails To Appeal“ oder „The Groove Of The Sorry“ vom Vorgängeralbum darstellen. Ebenso aber in den ruhigeren, atmosphärisch-düsteren Stücken wie „Five Orange Seeds“ oder „The Cult Of The Burning Star“. In letzterem erhielt die Band gesangliche Unterstützung von Ex-Sybreed-Sänger Benjamin D. M. Nominet.

Etwas zu sehr auf den gemächlichen Aufbau und die hypnotische Wirkung der sanften Klänge verlässt sich die Band hingegen in „It Could Be Over Soon“ und „Caravaggio“. Obwohl beide Songs aus nicht minder überzeugend komponierten Teilen bestehen, ziehen sie sich im Vergleich zu den restlichen Stücken auf dem Album zu sehr und können die Spannungskurve nicht ganz aufrechterhalten. Zum Abschluss geht es im flotten „The Curse Of Scotland“ noch mal richtig rund: Der kürzeste Song der Platte kommt als punkig-rotzige Thrash-Nummer daher, bindet aber ein weiteres mal jene Elemente mit ein, die THE ERKONAUTS stets sehr nach Gojira klingen lassen.

Mit „I Want It To End“ haben die Schweizer Progressive-Metaller nach dem großartigen Vorgänger „I Shall Forgive“ erneut ein wahnsinnig mitreißendes Album erschaffen, das eindrucksvoll beweist, mit wie viel Groove man Metal-Riffs ausstatten kann. Auch wenn die Platte selbst in ihren besten Momenten nicht ganz an besagtes Vorgängeralbum heranreicht und mit zwei Fillertracks daherkommt, macht die Musik nach wie vor sehr viel Spaß. Selbst in den dieses Mal verstärkt eingesetzten düsteren Momenten holt die Band den Hörer zuverlässig mit druckvollen Riffs oder atmosphärischen Passagen ab und verliert nur selten den Faden. Dass THE ERKONAUTS ihr letztes Album sogar über Indie Records veröffentlichen konnten, nun aber wieder zur labellosen Eigenveröffentlichung zurückgekehrt sind, erstaunt in dieser Hinsicht.

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Wertung: 8.5 / 10

Publiziert am von Simon Bodesheim

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert