Es gibt Bands, da hört man einmal rein, und auf der Stelle: Aha – das ist es. Sofort weiß man genau, was man schreiben soll, und wenn der gesunde Menschenverstand einem nicht ins Gedächtnis rufen würde, dass eine drei Seiten lange Rezension niemand liest, könnte man locker so viel dazu schreiben. THE DEVIL WHITE aus Australien sind (zumindest für mich) eine Band, die dazu einen starken Kontrast darstellt.
Dies beginnt damit, dass die Aussies sich nach eigener Aussage von so unterschiedlichen Bands wie Opeth, Led Zeppelin und At The Gates inspiriert zeigen. Tatsächlich beweisen THE DEVIL WHITE, dass sie äußerst variantenreich in ihren Songstrukturen sind: Immer irgendwo auf und zwischem den Grenzen von Progressive, Post-Hardcore, groovendem 80er-Metal, gefühlvollen Akustik-Passagen und nicht zuletzt (Melodic) Death Metal kreieren sie einen sehr eigenen Sound, der häufig etwas länger braucht, um im Ohr hängen zu bleiben. Beeindruckend ist hierbei für mich, mit welcher Leichtigkeit THE DEVIL WHITE den absolut fließenden Übergang zwischen hart und „weich“, gewaltig-groovend und gefühlvoll-singend und fiedelnd beherrschen. In „Cold Dark Betrayal“, mit zehn Minuten Spielzeit der mit Abstand längste Song auf der CD, meistern THE DEVIL WHITE diesen Spagat in einer für die komplette Platte richtungsweisenden Manier: Stets folgen auf Akustik-Parts urplötzliche Gewaltausbrüche, die nicht zuletzt dank der sehr ansprechenden Singstimme(n) und Shouts der beiden Sänger auf ihre Art und Weise überzeugen. In „Bring Me Death“ prügeln THE DEVIL WHITE wie alteingesessene Thrasher drauflos – ein Song, bei dem man instinktiv den Drang verspürt, heftig mit dem Kopf zu nicken, und der klare Gesang in „Give In To No-One“ ist wirklich mitreißend. Auch dieser Song wird gegen Ende hin zu temporeichem und mit coolen Riffs gespickten Rock’n-Roll, während „Tear Me Apart“ auf groovige Hardcore-Riffs setzt. Mit „Cannibal Holocaust“ findet sich auch ein Instrumental auf „Silent Dance With Death“ wieder.
Die letzten drei Songs bilden dann wiederum einen starken Kontrast zum Rest des Albums, denn hier wird komplett auf Schlagzeug und (fast) auch auf E-Gitarren verzichtet. Stattdessen glänzen THE DEVIL WHITE erneut mit hervorragenden Gesangsdarbietungen, schönen Piano- und Cellopassagen und warmen Akustik-Klängen. THE DEVIL WHITE schaffen es aber, den „Pop-Anteil“ niedrig zu halten – hier findet man keine Null-Acht-Fünfzehn-Balladen, sondern gekonnte Kompositionen, die sich gut zum Ausspannen eignen.
Menschen, die voll und ganz auf Härte und Aggression stehen, werden mit THE DEVIL WHITE sicher nicht warm werden – dafür ist „Silent Dance With Death“ viel zu gemächlich und zu sanft ausgefallen. Auch ist die Platte zwar durchgängig gut, aber die ganz große Begeisterung kommt dann doch nicht auf – dafür fehlt es noch ein wenig an den herausragenden Momenten. Trotzdem sollte sich jeder Fan von unorthodoxem Rock/Alternative/Metal mal an diese Platte heranwagen – so vielseitig wie sie ist, sollte für viele zumindest etwas dabei sein.
Wertung: 7.5 / 10