Drei Jahre nach dem letzten Album „8:18“ melden sich THE DEVIL WEARS PRADA zurück. Mit dem neuesten Werk kehrt die christliche Metalcore-Band zum Ursprungs-Label Rise Records zurück, bei dem sie bereits ihre ersten beiden Longplayer veröffentlichte. „Transit Blues“ besticht vorab durch ein schlichtes weißes Artwork, dass von dezenten Schriftzügen und geometrischen Formen geziert wird. Präsentiert sich die Musik der US-Amerikaner im Jahr 2016 ebenso zurückhaltend?
Die Laufzeit von knapp 40 Minuten geht für ein Full-Length schon mal in Ordnung. Musikalisch überrascht die Band aber bereits mit dem Opener „Praise Poison“, der vorrangig im Punk angesiedelt ist und mit einigen Screamo- bzw. Core-Elementen angereichert wurde. Logischerweise wurde bereits früher auf Klargesang gesetzt, der ein wichtiges Merkmal des typischen Metalcore darstellt. In Titeln wie „Worldwide“ reizt man diese Herangehensweise aber (fast) bis über die Kitschgrenze hinaus aus, wovon das sehr dynamische Schlagzeugspiel und die passable Gitarrenarbeit überlagert werden. Auch die restlichen Songs scheinen mit angezogener Handbremse geschrieben worden zu sein, wenn sie auch qualitativ durchaus ordentlich erarbeitet wurden. Vorbei ist die Zeit ungezügelter Screams und brachialer Breakdowns. Das Quartett agiert größtenteils im Midtempo oder darunter und setzt die Akzente ihres musikalischen Outputs gezielt und überdacht ein. So mutiert „Flyover States“ zu einer an Sludge angelehnten Halb-Ballade, die getragen von prägnanten Drums, Keyboard-Melodien und intensiver Atmosphäre zu einem der stärksten Songs dieser Platte heranwächst.
„Detroit Tapes“ stellt nicht nur den kürzesten Song dar, sondern kann bis dahin am ehesten an Zeiten von „Plagues“ oder „With Roots Above And Trenches Below“ anknüpfen. Dem Klangbild dieser frühen Tage der Karriere von THE DEVIL WEARS PRADA wird die zweite Hälfte definitiv mehr gerecht. Die Titel werden hier nicht nur in ihrer Spielzeit deutlich länger und pendeln sich zwischen vier und fünf Minuten ein, sondern versprühen mit jeder Faser den typischen Metalcore, der die Musiker bekannt und erfolgreich machte. Dennoch ruhen sie sich nicht auf diesen bereits erreichten Lorbeeren aus, sondern vermengen diesen Stil mit den reiferen und gediegeneren Elementen der aktuellen Bandphase. So verweben die Musiker in „To The Key Of Evergreen“ entschleunigte Momente im Shoegaze-/Post-Black-Metal-Stil, die man auf diese Weise wohl weniger erwartet hätte. Dennoch funktioniert diese mutige Herangehensweise überraschend gut und kann so einen bloßen Aufguss eines scheinbar abgewirtschafteten Genres umschiffen.
Statt sich auf bloßes Gestampfe endloser Breakdowns und pseudo-emotionalen Klargesang zu fokussieren und das Schema F des Metalcore weiter auszureizen, vermischen THE DEVIL WEARS PRADA diesen mit Elementen, die von Punk und Sludge, Post-Black-Metal und Shoegaze bis hin zu Dubstep reichen. Damit werden sie den typischen Core-Verächter nicht von sich überzeugen und eventuell einige eingefleischte Fans vor den Kopf stoßen, aber für den Mut zur Innovation und die mitgelieferte Qualität kann man der erwachsen gewordenen Band durchaus Respekt zollen. Einige interessante Momente hat „Transit Blues“ nämlich gerade dadurch zu bieten.
Wertung: 6.5 / 10