Review The Darkness – Permission to Land

  • Label: Warner
  • Veröffentlicht: 2003
  • Spielart: Rock

Glitzer, Glam und Dauerwelle. Ach, wie sehr habe ich das vermisst. Da aß ich gerade an einem luftigleichten Sommertag mein Frühstücksei, schaltete wirr umher und auf einmal sehe ich ein rosa Raumschiff landen. Wie bitte? Diesem entstieg in einem rosa Fummel gekleidet ein Kerl in obig genannten tuffigem Look und begann dann echt noch zu singen – also schnell lauter machen. Was ich dann die nächsten 3:38min zu hören bekam, fetzte meine Frühstückspläne entzwei und ich begann meine Hüften rhytmisch kreisend zu bewegen. Das natürlich in einem gestreiften Bademantel.
Dies sind also The Darkness, der gute alte Glam Rock ist zurück, geil! Aber kommen wir nun zum Album. „Permission to Land“ heißt dieses Rockgeschenk von den Retro-Rock-Briten, die aussehen als seien sie einem Studio 54 Film entstiegen. Legt man dieses Scheibchen ein, verwandelt sich prompt das Zimmer welches vorher grau und trist aussah in einen 75er Diskosaal, denn das schaffen die Briten schon bei den ersten Klängen. Ein Gemisch aus Rock und Pompösinstrumental gepaart mit Justins unvergleichlich einprägsamer Stimme die jede Oktavenskala sprengt. Gott was ist das genial, dieses Album ist eine Reise zurück auf die Bühnen als die Musiker noch Spaß am musizieren hatten, Normen und Werte vergaßen und einfach nur eins wollten – rocken!

Los gehts mit „Black Shuck“, welches ein schnelles und gitarrenlastiges Intro beinhaltet und sich wuchtig wie auch knallig weiterschlängelt. Justin singt fern jeder Tonleiter, man möge glatt behaupten er habe sich noch nie singen hören, denn er erinnert an eine Katze, der gerade der Schwanz platt getreten wurde, nur komischerweise ist es genau das, was diese Band so einzigartig macht.
Der so rockige Song, der ein fulminantes Glam-Barock gleiches Ende hat, geht über in „Get Your Hands Off My Woman“ und die Darkness-Maschinerie poltert los. Hohes Tempo, schnelles Krächzen und einen aufgebrachter Justin kennzeichnen diesen Song. Wie der Titel schon sagt wohl eher bedrohend und eher chaotisch, denn die Instrumentalfraktion konkurriert sich hier aufs Härteste.
Es geht weiter mit „Growing On Me“ wo alles gegeben wird was die vier in Petto haben. Sowohl Justin jammert sich in Tonlagen jenseits des normal verträglichen, auch Bruder Dan quält genüsslich seine Gitarre, Frankie Poullain zupfelt den Bass bis zum Dito und Ed Graham meuchelt das Schlagzeug bis die Tassen fliegen. Herrlich, wer sich damals schon in seinen Schlaghosen und engen bunten Blusen in einem nicht definierbaren Bewegungen dazu präsentierte wird das hier lieben.

Als nächstes kommt dann der Frühstückskracher „I Believe In A Thing Called Love“. Dieser Song hat einen unheimlich eingängigen Sound, eher harmonisch im Vergleich zu den obig gehörten Anfangseskapaden und verliert sich in einem fulminanten Chorus, der jedes Weinglas von Mama sprengt. Man möchte Luftgitarre spielen denn dieselbigen kommen wuchtig rüber und das Schlagzeug fungiert hier als Kopf-Wackel-Götze.
Umso mehr wird man überrascht als sich „Love Is Only A Feeling“ ankündigt. Was ruhig beginnt entpuppt sich nach wenigen Takten als Ballade. Dieses Experiment auf dieser eher schnelleren und rockigsaftigen Scheibe gelingt, denn „The Darkness“ verlassen hier nicht ihre Wurzeln sondern schalten nur einen Gang runter. Justin überzeugt hier mal mit einer Stimme die sogar Töne trifft und auch der Chorus der anderen fügt sich wunderbar passend hinein. Ein Song zum träumen und Fotos betrachten, das wunderbare Solo verleiht dem Song den letzten Kick driftet jedoch nicht ab.
Ah, wir sind auf einer langen Straße in der Wüste. Dieses Gefühl hat man beim Song „Stuck In A Rut“. Als wehe einem der heiße Wüstenwind um die Nase und der Benzingeruch mischt sich mit diesem absolut rockigen Song. Justin vergreift sich ein bisschen an alten Led Zeppelin Macken, denn er eröffnet uns hier ein geisteskrankes Lachen im mittleren Teil des Songs.

Und da fängt auch schon „Friday Night“ an, ein wunderschönes Instrumental mit einem Solo das eine Reise in die Jugend unser englischen Glitzerritter darstellt. Mit einem schönen Popo-mitwackel Tempo und einem zum Dahinschmelzenden Text ist dies ein etwas ruhigeres Stück des sonst so Krach-Bumm-Bang Albums Also eher etwas für 2 Verliebte die eng umschlungen unter einer Diskokugel tanzen.
Dann folgt wieder ein sehr gitarrenlastiger und eingängiger Song: „Love On The Rocks With No Ice“. Man findet kaum noch Beschreibungen für diesen so typischen „The Darkness“ Sound, denn er ist meiner Meinung nach absolut einzigartig im Hier und Jetzt. Es passt eigentlich nichts so richtig zusammen, es klingt oft schief und viel zu wuchtig aber genau das ist es ja. Genau diese Mischung macht diesen so luftigleichten und doch so betörenden Sound dieser Band aus.
„Holding My Own“ dient wohl als Abschluss dieser wirklich aufregenden Reise durch Höhen und Tiefen des hawkins’schen Gesangsapparates der die Fähigkeiten der anderen Bandmitglieder jedoch in keinster Weise in den Schatten stellt denn jene beherrschen Ihr Handwerk absolut. Man könnte meinen, man hätte in einem Film gesessen mit Happy End und betrachte einen Sternenhimmel.

Ein Fazit ist von meiner Seite her schnell getroffen: diese Scheibe erhält von mir eine glatte 9, ohne Punkt und Komma. Denn wer sich dieser Musik öffnen kann wird sie lieben. „The Darkness“ identifizieren sich mit ihrem absolut knallbunten Frontmann Justin der wirklich alles gibt und der Rest der Band passt sich diesem Rockzirkus wunderbar an. Das Album ist ein emotionsgeladenes Goldstück in der heutigen Rockwüste. Und auch wenn sich „The Darkness“ selbst als Spaßmusiker bezeichnen, so übertragen sie diese Leichtigkeit und dieses Gefühl des Echten eindeutig auf den Hörer. Let’s rock!

(Nocle)

Wertung: 9 / 10

Geschrieben am 5. April 2013 von Metal1.info

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert