Als THE CRAWLING aus Lisburn in Nordirland mit „The Light Of Dark Days“ ihre erste EP veröffentlichten, war der Scheibe durchaus anzuhören, dass die Band Potential hat: Zwar waren die drei Songs kompositorisch noch nicht sonderlich ausgefeilt und in Sachen Sound eher dünn, dafür atmosphärisch aber schon beachtlich stark. Mit „Anatomy Of Loss“ lässt das Trio nun ihr erstes Full Length folgen.
Neben dem sehr gelungenen Artwork – den Mann am Rande des Abgrundes scheint kaum mehr als sein Schatten auf dem sonnenbeschienenen Plateau zu halten – fällt sofort der deutlich professionellere Sound der Scheibe auf: Immer noch roh, dabei aber merklich transparenter abgemischt als noch auf der EP kommen die Songs gleich in einem ganz anderen Format aus den Boxen. Aber auch kompositorisch hat sich einiges getan: Gleich der Opener, „An Immaculate Deception“ weiß mit einem eingängigen Riff und griffigen Vocals zu gefallen – so ähnlich könnte eine Mixtur aus Evocation und Satyricon klingen. Doch THE CRAWLING wollen hörbar mehr: Mit dem schleppenden „Poison Orange“ wird es doomig, bei „Acid On My Skin“ treten die Nordiren wieder aufs Gas – der Song wie auch so manches folgende Riff könnte auch aus den Anfangstagen von Amon Amarth stammen.
Obwohl sich THE CRAWLING im Midtempo-Death definitiv am wohlsten fühlen, gelingt es ihnen auf „Anatomy Of The Loss“ durch geschicktes einflechten einiger eher doomiger, melodiöser Passagen, dem bösartigen Death Metal einen erfrischenden Beigeschmack zu verleihen. Im finalen „Catatonic“ bringen THE CRAWLING diese ihre Stärke perfekt auf den Punkt – doch auch in den vorangegangenen 45 Minuten weiß die Band den Hörer zu unterhalten.
„Für ein Full-Length müssen THE CRAWLING ihren Stil noch etwas verfeinern, um auch auf eine Spielzeit von 40 bis 60 Minuten spannend zu bleiben“ – Aufgabe gelöst, Test bestanden!
https://www.facebook.com/thecrawlingband/videos/737614419750015/
Wertung: 7.5 / 10