THE CIRCLE rund um Mastermind Asim Searah wollen seit ihrer Gründung 2021 nicht einfach nur Metal, sondern Art-Metal erschaffen. Ob das mit dem Debüt „Metamorphosis“ gelungen ist sei mal dahingestellt, mit „Of Awakening“ gibt es nun aber Nachschub auf die Ohren. Der ehemalige Wintersun-Gitarrist backt erneut große Brötchen, soll es doch musikalisch und inhaltlich um nichts geringeres gehen als eine innere Reise durch Verzweiflung und Selbsthass hin zu Erleuchtung und Erlösung. Für diese Reise nimmt sich das Trio gerade mal 33 Minuten Zeit, womit die Scheibe schon fast als EP durchgehen könnte.
Die knappe halbe Stunde wird von „Ruins, My Dying World“ eröffnet. Die Nummer schleppt sich anfangs eher gemächlich dahin, bis plötzlich Blastbeats und Screams über den Hörer hereinbrechen. Asims Vocals sind nach wie vor extrem stark und changieren gekonnt zwischen brutal und melodisch. Der Opener geht fast nahtlos in den Titeltrack über, der wie sein Vorgänger Teile aus Black Metal, Doom, Ambient und symphonischen Elementen verbaut. Bei diesem Stück gelingt es THE CIRCLE aber am besten eine wunderbar melodische Atmosphäre rund um den brutalen Kern des Songs zu legen. Großen Anteil daran hat das Geigenspiel von Gast Tim Charles (Ne Obliviscaris), das die bittere Süße nochmal erhöht.
Interessant ist auch wie THE CIRCLE im zweiten Teil von „Of Awakening“ stetig die Melodie- und Klargesangs-Anteile erhöhen und so das lyrische Konzept tatsächlich auch über die Musik abbilden können. „Reign Of The Black Sun“ etwa fußt auf düsterem Doom, erhält aber durch Asims melodischem Klargesang und orchestralen Elementen eine hoffnungsvolle, fast schon sakrale Stimmung. So sehr THE CIRCLE ihr Songwriting seit dem Debüt auch verbessert haben, wie eine außergewöhnliche Art-Rock-Experience fühlt sich „Of Awakening“ (noch) nicht an. Dafür sind die einzelnen Elemente zu bekannt und nicht überraschend genug. Mit ihrem Anspruch an sich selbst legt die Band die Messlatte zu hoch, denn an die kompositorische Finesse von Art-Rock-Ikonen wie Pink Floyd, Yes oder frühe Genesis kommen THE CIRCLE mit ihrem gelungenen Symphonic-Black-Doom nicht heran.
Dennoch macht das Zweitwerk von THE CIRCLE Spaß und ist nach dem Debüt ein großer Schritt in die richtige Richtung. Besonders die Vertonung des lyrisch zugrundeliegenden Konzepts gelingt dem Trio sehr gut. Ein oder zwei Songs mehr hätten „Of Awakening“ aber gut getan, schon allein um diese musikalische Idee noch detaillierter auszuformulieren. Das ganze Brimborium um Art-Rock und Co. brauchen THE CIRCLE eigentlich gar nicht, dann entstehen in Zukunft auch gar nicht erst falsche Erwartungen in den Köpfen der Hörer.
Wertung: 8 / 10
Es ist das Soloprojekt von Stanley Robertson, nicht das des Sängers.