Wenn eine Band einen sperrigen Namen wie THE ANSWER LIES IN THE BLACK VOID wählt, kann man wohl davon ausgehen, dass es den beteiligten Musiker*innen nicht um leicht verdientes Geld geht. Den Verdacht auf kreative Unaufrichtigkeit haben Martina Horváth, gern gesehene Gastsängerin bei Thy Catafalque, und Doom-Jazz-Maestro Jason Köhnen aber ohnehin noch nie auf sich gezogen. Was die beiden mit ihrem gemeinsamen experimentellen Musikprojekt Mansur bislang veröffentlicht haben, findet man nicht in den Charts. THE ANSWER LIES IN THE BLACK VOID haben Horváth und Köhnen hingegen ins Leben gerufen, um ihrer beider Liebe zum Doom Metal zu frönen. Dass ihr Debüt „Forlorn“ nicht bloß die üblichen Genre-Klischees bedient, versteht sich vermutlich von selbst.
Grundsätzlich stützen THE ANSWER LIES IN THE BLACK VOID sich auf ein bewährtes Fundament. Wie im Doom Metal üblich fließen ihre Songs zäh wie ein Magmastrom und als Frontfrau – in anderen Metal-Genres immer noch eine Seltenheit – tritt Horváth in die Fußstapfen von Vibeke Stene (ex-Tristania) und Liv Kristine (ex-Theatre Of Tragedy), obgleich sie mit weniger Pathos singt. Am Grundsound der Band fällt allenfalls auf, dass das Duo nicht bloß die eher moderne, schwermütige Schiene fährt, sondern immer wieder auch das übermächtige Verhängnis heraufbeschwört, das der Musikrichtung einst seinen verheißungsvollen Namen beschert hat. In „Okkultas“ sind die Gitarrenmelodien gar von solch undurchdringlicher Schwärze, dass sie schauerliche Erinnerungen an die frühen Bethlehem-Alben wachrufen.
THE ANSWER LIES IN THE BLACK VOID begnügen sich jedoch keineswegs damit, bloß möglichst finsteren Doom Metal zu spielen, sondern fügen jedem ihrer Songs etwas Besonderes hinzu. Das relativ gemäßigte, betrübliche „Rubicon“ lässt etwa mit seiner schrillen Saxophonuntermalung aufhorchen, in „Moult“ geht die Band mit kalten Beats, dezenten Electro-Sounds und Pianoklängen in Richtung Gothic und „For Nevermore“ wartet zum Ende hin mit einem verspielten Synthesizersolo von Tamás Kátai (Thy Catafalque) und einem Sample eines Zitats aus Edgar Allan Poes „The Raven“ auf.
Die größte Überraschung wartet jedoch in „Become Undone“, das sich im Mittelteil aus heiterem Himmel mit heftigen Blast-Beats und Riffs sowie einem brutal strangulierten Saxophon in einen Musik gewordenen Albtraum verwandelt. All diese stilistischen Ausschweifungen haben THE ANSWER LIES IN THE BLACK VOID gekonnt in ihre Musik eingearbeitet, sodass „Forlorn“ insbesondere mit seinem starken Songwriting punktet.
Vielleicht hätten THE ANSWER LIES IN THE BLACK VOID mit ihrem Debüt sogar das beste Doom-Metal-Werk des Jahres vorgelegt, wäre da nicht die dürftige Produktion, die vor allem die Vocals wie ein zähflüssiger Film überzieht („Curse“). Trotz dieses nicht unwesentlichen Dämpfers ist „Forlorn“ dank seiner einfallsreichen und zugleich schlüssigen Kompositionen sowie Horváths kraftvoller Performance berührend, mitreißend und mitunter sogar erschütternd. Es bleibt zu hoffen, dass THE ANSWER LIES IN THE BLACK VOID es nicht bei einem einzigen Release belassen, sondern in Zukunft noch mehr Schattierungen ihres Lieblingsgenres ergründen werden – idealerweise mit einem geschärften Blick für das passende Klanggewand.
Wertung: 8 / 10