Mit „Revelator“ (2021) haben THE AMENTA ein faszinierendes Industrial-Extreme-Metal-Album, das sowohl musikalisch als auch lyrisch unglaublich viel Stoff zum Enträtseln bot, veröffentlicht. Dass man sich von der Platte dennoch nicht überfordert fühlte, lag sicherlich auch an ihrer knackigen Laufzeit von 46 Minuten. THE AMENTA haben folglich gut daran getan, den im Zuge der „Revelator“-Sessions entstandenen Song „Solipschism“ nicht in die Tracklist des Albums hineinzuzwängen, sondern ihn in Form einer kurzen EP nachzulegen. Auf dieser findet sich mit „Labourinth“ zudem ein zusätzliches Instrumentalstück.
Die interessanten Überlegungen, die THE AMENTA umtreiben, schlagen sich erneut bereits in den Titeln ihrer Songs nieder. „Solipschism“ verbindet begrifflich die Philosophie des Solipsismus, wonach einzig die Existenz des eigenen Ichs mit Sicherheit festgestellt werden kann, mit dem Schisma, einer Glaubensspaltung. Auch das Portmanteau „Labourinth“, zusammengesetzt aus den Worten „Arbeit“ und „Labyrinth“, lädt zu einem gedanklichen Erkundungsgang durch die Wirren unserer alltäglichen Lebensrealität ein.
In musikalischer Hinsicht warten THE AMENTA in den beiden Tracks ebenfalls mit allerlei Außergewöhnlichem auf. Der Titeltrack hätte vielleicht nicht platzmäßig, sehr wohl jedoch klanglich auch auf „Revelator“ gepasst. Mit entfernt dröhnenden Gitarren, reduzierten Perkussionen und ausgezehrten Vocals schafft die Band hier zuerst eine desolate, mechanische Soundkulisse, die sie in weiterer Folge mittels garstiger Screams, mächtig anschwellender und schließlich brutal pochender Gitarren und Drums überrollt.
„Labourinth“ erfüllt anschließend seine Rolle als Ergänzungsstück. Für sich allein wäre die monotone, gesanglose Komposition mit ihrem beunruhigenden, verzerrten Piano und den scharrenden Hintergrundgeräuschen wohl keine Veröffentlichung wert. Als Beiwerk verschafft es der EP jedoch einen schlüssigen, stimmungsvollen Ausklang.
Wer die kryptischen Botschaften auf „Revelator“ bereits entschlüsselt hat und weiterhin nach anregendem Extreme-Metal-Gedankenfutter giert, bekommt von THE AMENTA mit „Solipschism“ eine starke Beilage nachgereicht. Sowohl der sich langsam aufbauende Titeltrack als auch das unheimliche „Labourinth“ sind stimmig arrangiert, durchdacht produziert und eindeutig nicht bloß lasch in Szene gesetztes Demo-Material. Ein essentielles Puzzleteil in der Diskografie von THE AMENTA ist die EP zwar nicht, wohl aber ein gut hineinpassendes Zusatzstück.
Keine Wertung