THE 4 EVAS! Wie kam die Band wohl nur zu diesem Namen? Ein besetzungstechnischer Grund kann es jedenfalls nicht gewesen sein, denn hier haben eher drei Adams anstatt vier Evas das Ruder in der Hand. Aber egal, unlogische Bandnamen können auch dafür sorgen, dass man im Gespräch bleibt. Was THE 4 EVAS musikalisch drauf haben, müssen sie mir mit ihrem Album „Break Out“ nun beweisen.
Es ist im Promoflyer davon die Rede, dass THE 4 EVAS für sich eine neue Stilrichtung erfunden haben: Neo-Pop. Da graust es Freunden härterer Klänge schon bei der Bezeichnung. Als so schlimm stellt sich das Ganze letztendlich aber gar nicht heraus. Die Grundlage des Sounds ist Alternative Rock. Gelegentliche Übergriffe in Bereiche von Modern Rock, West Coast Pop und leicht experimentellem Progressive Rock dürften die Ursache für diese Genre-Neuschöpfung sein, die der Musik von THE 4 EVAS aber nur teilweise gerecht wird.
Der Opener und Titeltrack „Break Out“ hat mit Pop schon mal gar nichts am Hut. Es ist ein ziemlich energiegeladener Alternative Rocker mit einem gut erarbeiteten, einprägsamen Höhepunkt. Etwas ruhiger, aber genausowenig poppig, wird es mit „My Way Home“. Die Ausrichtung des Stücks ist insgesamt emotional und ein wenig atmosphärisch, und durch ungewöhnliche Synthie-Einflechtungen wird die Hookline zudem etwas herausfordernd. „Gave My All“ gräbt neben progressiver Vielschichtigkeit noch ein paar frühzeitliche Psychedelic-Elemente aus.
„Everything I Do Is Wrong“ macht auf mich den Eindruck von New Wave meets Modern Rock und könnte von The Police stammen, würden diese heute noch existieren, und wer sich – wie ich wohl auch so ein wenig – an dem Modebegriff Neo-Pop aufhängt, findet in „Police Me Up“ einen Vertreter, der diese Genrebezeichnung schon irgendwie rechtfertigt. „Wanted Dead Or Alive“ ist im Gegensatz zu seinem Titel schön chillig, „Fly Fly Fly“ wechselt zwischen Phasen modernen Rocks und eingängigen Alternatives, „Glimmer Of Hope“ eignet sich live sogar mal zum Feuerzeuge-Schwenken, während das abschließende „Won’t Wait“ vollkommen spacig-abgedreht rüberkommt.
Mein recht intensives Eingehen auf die Songs soll aufzeigen, wieviel Abwechslung THE 4 EVAS hier einerseits präsentieren und außerdem noch einmal klarstellen, dass sie sich absolut nicht in ein Genre-Korsett zwängen lassen wollen. „Break Out“ ist in der Hinsicht ein musikalisches Überraschungspaket, das man am besten nur auspackt, wenn man ebenso über den Tellerrand stilistischer Eingrenzungen sehen kann. Hier gibt es keine Anspieltipps, denn jedes Stück ist irgendwie anders und so kann man sie auch nicht miteinander vergleichen oder gar messen. So langsam verstehe ich auch, was THE 4 EVAS mit ihrem vielleicht etwas unglücklich gewählten Genre-Begriff gemeint haben: Man kann ihre Musik nicht unter einem Begriff zusammenfassen, deswegen muss man einen neuen erfinden.
Ich bin nicht ganz sicher, wem man „Break Out“ wirklich empfehlen kann. Vielleicht sehr aufgeschlossenen Alternative-Freunden, oder einfach Leuten, die musikalische Experimente zu schätzen wissen. Das Album ist stilistisch auch nicht gerade mein Ding, dennoch fand ich es äußerst interessant, die vielen soundlichen Facetten von THE 4 EVAS zu entdecken und kennenzulernen. „Break Out“ ist kein Album für jedermann, aber wer die Herausforderung sucht, sollte es ruhig mal antesten.
Wertung: 7 / 10