Review Tervingi – Gotensaga

  • Label: Source Of Deluge
  • Veröffentlicht: 2013
  • Spielart: Heavy Metal

Mit viel Getöse macht sich eine neue Band in der deutschen Metal-Landschaft bemerkbar. TERVINGI lassen wenig unversucht, um Aufmerksamkeit für ihr Debütalbum „Gotensaga“ zu erheischen. Mit einem Ex-Belphegor-Drummer und einem Sänger/Gitarristen, der mal bei Lyfthrasyr klampfte, hat die Gruppe aus Tübingen nicht den prominentesten Hintergrund, doch gleich einen Plattenvertrag im Sack und prompt ein aufwändig gestaltetes erstes Album auf dem Markt. So wurde die „Gotensaga“ in der Klangschmiede Studio E (Mix) und den Finnvox Studios (Mastering) geschmiedet. Ob sich so viel Mühe lohnt?

TERVINGI positionieren sich textlich-konzeptionell im Pagan Metal. Es geht, wie der Name vermuten lässt, um die Wanderungen der (West-)Goten durch das Europa der Spätantike. Musikalisch liegen die Herren allerdings vielmehr im Heavy Metal und das wiederum in dessen heftigerer Ausprägung. Dazu gibt es eine Menge Bombast, wie es einer gewichtigen „Gotensaga“ gebührt. Wagner-Zitate und Einsprengsel in gotischer Sprache in den sonst durchgängig deutschen Texten fehlen bei TERVINGIs Debüt ebenfalls nicht.

Der druckvolle Sound macht durchaus Laune, auch wenn er hier und da überproduziert wirkt. Ein Meilenstein gelingt der Band gleich mit dem Opener, der einfach rundum klasse aufgebaut ist. Vor allem in Bridge und Refrain dringt „Der Goten Eid“ tief ins Mark und lebt von Johann Freys kerniger Stimme. Das Organ mit hohem Wiedererkennungswert – es erinnert nur leicht an Peavy Wagner in dessen tiefen Tönen – ist gleichzeitig aber auch größter Schwachpunkt der TERVINGI. Denn stets bemüht, eine möglichst männliche Aura zu versprühen, gleitet Herr Frey in manchen Songs wie „Töchter schnellen Wassers“ oder „Reka“ in stimmliche Peinlichkeiten ab.

Gegen Ende der „Gotensaga“ legt die Platte hingegen noch einmal eine Schippe drauf. Bei „Alewars Schmiede“ und „Stadt aus Asche“ präsentiert sich die jung formierte Band in bester Form und liefert hochklassigen, drückenden und dennoch vielschichtigen Sound. Hier beweisen TERVINGI, wie sich die deutsche Sprache sehr wohl auch für Heavy Metal eignen kann. Das täuscht allerdings nicht darüber hinweg, dass die Band noch mit einem gewissen Kitschproblem zu kämpfen hat. Fraglich bleibt auch, ob sich das eng limitierte Konzept über mehr als zwei Alben erstrecken kann, ohne völlig ausgelutscht zu sein.

Wertung: 7 / 10

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