H.P. Lovecraft gehört zu den Schriftstellerlieblingen der Rock- und Metalszene. Seine düster-melancholisch eingefärbten, von Wahnsinnigen, Monstern und Weltuntergangsszenarien wimmelnden Texte passen atmosphärisch bestens zu den Klängen der härteren Gitarrenmusik. Dementsprechend umfangreich ist der Bestand an Bands, die sich in Songs und ganzen Alben dem Oeuvre des amerikanischen Schriftstellers gewidmet haben. Zu diesen gehören auch TERRIBLE OLD MAN, die nicht nur von sich behaupten können, einen zutiefst irritierenden Bandnamen, sondern auch bereits ihr zweites Album komplett Lovecraft gewidmet zu haben.
Ganz so verwirrend ist der Name für Kenner des US-amerikanischen Horror-Phantasten dann allerdings doch nicht – der schreckliche alte Mann ist der Protagonist einer kürzeren Erzählung, in der sich literarisch verformt Lovecrafts gerne übersehener Fremdenhass artikuliert. Irritierend ist also weniger der Name als die Namenswahl. Und auch der Titel des Albums, „Fungi From Yuggoth“ ist für Uneingeweihte eher nichtssagend – es handelt sich dabei um den Namen einer Sonnettsammlung von Lovecraft. Das Quintett legt damit den Fokus auf einen eher unterrepräsentierten Aspekt dessen Schaffens. Jeder Song widmet sich einem Sonnett und es kann dabei kaum verwundern, dass die Gesamtatmosphäre der CD eher düster, wenn auch nicht halbwegs so weltuntergänglerisch ausgefallen ist, wie vielleicht erwartet.
Ist die Wahl der textlichen Vorlage zwar einigermaßen exotisch, die Songs selbst sind es eher nicht. TERRIBLE OLD MAN spielen modernen Rock, der zwar hier und da Anleihen an die gegenwärtige Retro-Welle macht, durch seine härteren, in den Heavy Metal spielenden Momente aber deutlich frischer klingt. Dabei bewegt sich das Album eher in groovigen Gefilden, wie sie der äußerst gelungene Opener „The Book“ vorgibt. Der Song baut durch sein fettes Riffing und die eingängigen Melodiebögen ordentlich Spannung auf und kann auch atmosphärisch überzeugen. Das folgende „The Pursuit“ kann dieses Niveau durchgehend halten und bildet gleichzeitig durch sein hohes Tempo (vor allem im Refrain) einen klugen Kontrapunkt zum Opener. Auch die beiden Nummern „The Key“ sowie „Recognition“ demonstrieren kompositorisches Können und wissen vor allem durch die Gitarrenarbeit und den warmen, kräftigen Gesang zu gefallen – und vor allem „Recognition“ hat einen absolut treffsicheren Refrain.
Zwar plätschert der Song „Homecoming“ recht widerstandslos am Hörer vorbei und auch „Zaman´s Hill“ ist eher unspektakulär geworden (obwohl die Strophenführung ziemlich schmissig ist), aber mit „The Lamp“ haben TERRIBLE OLD MAN noch einen richtigen Hammer am Start. Alles in allem hätte die CD aber durchaus mehr Kanten vertragen, gerade in der zweiten Hälfte klingt „Fungi From Yuggoth“ häufig zu zahm. Trotzdem: Das Album macht Laune und man darf gespannt sein, welchen Werkausschnitt das dritte Album wohl behandeln wird.
Wertung: 7 / 10