Albumcover TERAMAZE

Review Teramaze – Flight Of The Wounded

2020 begegnete Australien der Pandemie mit einem rigorosen Lockdown. Das Land befand sich ein Jahr lang im Lockdown, Ausländern wurde die Einreise für zwei Jahre verwehrt. In dieser Zeit, als das Leben de facto stillstand, nutzte Dean Wells aus Melbourne diesen Umstand, um binnen eines Jahres, sprich während des Lockdowns, drei Alben für seine Band TERAMAZE zu schreiben. Dass diese Alben wohlwollend, aber nicht überschwänglich von der Fachpresse aufgenommen wurden, unterstricht das Dilemma der Australier: Zwar können sie ohne Zweifel zu den besseren Vertretern im weiten Feld des Prog Metals gezählt werden, der Anschluss zu internationalen Größen gelang ihnen bisher nicht (obwohl „Her Halo“ das meiste Potenzial hierfür besaß).

Mittlerweile wurden die Corona-Regeln im Land zwar wieder gelockert, aber Dean Wells hält das nicht davon ab, weiterhin Alben am Fließband zu schreiben. „Flight Of The Wounded“ ist somit das vierte Album binnen zwei Jahren, dass TERAMAZE veröffentlichen, und das zehnte ihrer Diskografie. Dieses Jubiläum zelebrieren die Australier insofern unspektakulär, als auch diese Platte über eine Stunde Spielzeit hat. Alles beim Alten also im Hause TERAMAZE.

Mit dem zehnminütigen Opener „The Flight Of The Wounded” platzieren die Australier den längsten Track der Platte auf die Pole Position. Warum, wird während der zehn Minuten nur bedingt klar, denn TERAMAZE bieten hier zwar im Refrain ein verkopftes Prog-Duell zwischen Drummer und Gitarristen, mehr aber auch nicht. Im Gegenteil, der melodien- und ideenlose Song zeigt TERAMAZE von der denkbar schlechtesten Seite. So richtig in Fahrt kommt das Quartett glücklicherweise im Anschlusstrack „Gold“, an dessen anfängliches, treibendes Drum-Pattern sich ein hochmelodischer Refrain anschließt – das sind die TERAMAZE, wie man sie kennt und schätzt.

Während „The Thieves Are Out“ und „Battle“ dank des an die 80er Jahre erinnernden Keyboardspiels gewisse Parallelen zu „Affinity“ (Haken) in Erinnerung rufen, schließen die Australier mit dem balladesken „Until The Lights“ ein Kontrastprogramm an, das vom warmen Klargesang im sich wiederholenden Refrain lebt – keine ausgetüftelte Nummer, aber eine eingängige. Der härteste Track des Albums, „Tickets To The Next Apocalypse“, überrascht mit dem Einsatz von Growls, während das letzte Drittel von „Flight Of The Wound“ aus klassischen und somit leider größtenteils vorhersehbaren TERAMAZE-Songs besteht.

Wäre das zehnte Album der Australier nur eine EP bestehend aus „Gold“, „Until The Lights“, „Ticket To The Next Apocalyse“ und „Battle“, hätte die Herren um Dean Wells die abwechslungsreichste Platte seit Jahren auf den Markt gebracht. Aber da TERAMAZE seit jeher ihre Alben mit einer Stunde Spielzeit versehen und den Fehler ihrer Platten somit seit jeher wiederholen, hat auch „Flight Of The Wound“ mehr Längen als es verkraftet. Dazu gesellen sich leider zu wenig packende Riffs und zu ähnliche Strukturen, sodass sich TERAMAZE erneut selbst im Weg stehen; weniger oder kürzere Songs und eine längere Verschnaufpause zwischen den Veröffentlichungen könnten das in Zukunft verhindern.

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Wertung: 6.5 / 10

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