Aus dem Hause TENGGER CAVALRY bekommt man derzeit Folk Metal der etwas anderen Art serviert. Band-Mastermind Nature Ganganbaigal, ein junger Chinese mit mongolischen Wurzeln, der momentan in New York City Komposition für Film und Videospiel studiert, fusioniert in der Musik TENGGER CAVALRYs nämlich mongolische Volksmusik mit Techniken und Stilistiken aus dem Extreme-Metal-Bereich. „Blood Sacrifice Shaman“ ist dabei kein völlig neues Album, sondern „lediglich“ eine überarbeitete und neu aufgenommene Version des gleichnamigen 2010er Demos.
Vergleicht man den Sound der Neuaufnahme mit dem, was man im Internet so von besagtem Demo zu hören bekommt, so hat sich der erneute Besuch im Studio definitiv mehr als gelohnt. Klang das 2010er Werk noch ziemlich dumpf und leblos, so hat man dem Material im Jahr 2015 eine ordentlich druckvolle, moderne Metal-Produktion verpasst. Was die Musik anbelangt, so fällt auf, dass diese – wen wundert’s beim Background des Songwriters – äußerst cineastisch ausfällt. Unweigerlich ziehen mongolische Graslandschaften, Nomaden und berittene Krieger am inneren Auge des Hörers vorbei, was nicht zuletzt an der Verwendung zahlreicher Folk-Instrumente wie z.B. der mongolischen Pferdekopfgeige liegt.
Dabei ist die Musik instrumental gehalten. Instrumental in dem Sinne, dass der Gesang hier nicht als Inhaltsträger, sondern als weiteres, Atmosphäre schaffendes Instrument eingesetzt wird und folglich eher in den Hintergrund gemischt ist. In gesangstechnischer Hinsicht handelt es sich meist um Obertongesang, wie man ihn aus buddhistischen Klöstern oder den volkstümlichen Musiken einiger indigener Völker kennt. Selten sind auch vereinzelte Growls zu hören. Die hier und da eingesetzten Tribal-Drums wecken zuweilen Assoziationen zu Sepulturas Meilenstein „Roots“.
Der metallische Unterbau speist sich, wie bereits erwähnt, vor allem aus den härteren Gangarten des Metal. So manches Mal erinnern TENGGER CAVALRY auf „Blood Sacrifice Shaman“ an Modern-Thrash der Marke Machine Head bzw. Soulfly. Ab und an lässt die Gruppe aber auch schwarzwurzelige Doublebass-Attacken und Tremolo-Riffs in die Musik einfließen Zusammengehalten wird die Scheibe durch insgesamt drei Zwischenspiele, bei denen die Metalband zugunsten der Folk-Instrumente schweigen muss. Einzelne Stücke hervorzuheben fällt schwer, da die Mongolen-Metal-Rezeptur der Band im Laufe des Longplayers kaum variiert und vor allem aufgrund des nicht vorhandenen konventionellen Gesangs auch nach mehreren Hördurchgängen nur wenig hängenbleibt.
Den positiven Gesamteindruck soll das jedoch nicht trüben. Bei TENGGER CAVALRY handelt es sich schließlich um eine eher ungewöhnliche Formation, die eher ungewöhnliche Musik hervorbringt. Und solche erschließt sich dem Hörer oft bekanntlich nicht sofort zur Gänze. Alle aufgeschlossenen Metalheads dürfen, nein, sollten hier aber definitiv mal ein Ohr riskieren. Bei Gefallen sei weiterführend auch noch Marcus Van Langens Projekt „Schagai“ empfohlen, das musikalisch einen ähnlichen Kurs verfolgt.
Wertung: 7.5 / 10