Die Erwartungen an „Sovereign“ wären verdammt hoch gewesen, wenn irgendjemand gewusst hätte, worum es sich dabei handelt. Fakt ist nämlich, dass bei TENET mit Jed Simon, Gene Hoglan, Byron Stroud (alle mal bei Strapping Young Lad aktiv gewesen), Glen Alvelais (Ex-Forbidden) und nicht zuletzt Steve Souza quasi ausschließlich Szene-Ikonen ihr Süppchen kochen. Der Auftrag: Ein Album aufzunehmen, das beweist, dass auch eine Band aus den Jungs mit den dicksten Hosen im Business noch keineswegs eine gute sein muss.
Zunächst beginnt „Sovereign“ mit „Being and Nothingness“ aber noch ziemlich cool, durchgetretenes Gaspedal, ein angenehm kreatives Riff und überhaupt das Gefühl, dass alles an seinem Platz sitzt, lässt gutgelaunt ins Album starten. Und dieses Gefühl wird im Prinzip auch über weite Strecken des Albums aufrechterhalten, Schnitzer erlauben sich TENET nie. Steve überzeugt mit extrem hohen, kraftvollen Shouts, Glen und Jed riffen extrem präzise daher, Byron hört man nicht und über Gene muss wohl sowieso kein Wort mehr verloren werden. Warum TENET dann trotzdem kein cooles Album liefern? Die Antwort auf diese Frage geben spätestens Momente wie große Teile von „Unnameable“, wo man technisch zwar immer noch überzeugend auftritt, wenn man ehrlich ist aber haarsträubend unspektakuläres Material bietet. Da ist nichts was einen aufhorchen lässt und schon gar nichts, was einem große Lust machen würde, auch nur noch den nächsten Song anzuhören. Schade, dass für diese Erkenntnis genau „Unnameable“ herhalten muss, hat der doch mit seiner äußerst bizarren Gitarrenmelodie im Mittelteil auch die coolste Stelle des Albums zu bieten. Auch schade, dass dieser Augenöffner sich in der Folge immer öfter wiederholt und dies auch ein schlechtes Licht auf die ersten Songs wirft. „Ist das wirklich einer solchen Supercombo angemessen?“, und selbst wenn man davon absieht, sind Fragen wie „Hebt sich das soweit vom Standard-Thrash ab?“ keinesfalls abwegig. „Being and Nothingness“ hält dieser Überprüfung stand, ansonsten geht einem aber leider auf, dass hier ein großartig produziertes, perfekt eingespieltes 08/15-Album vorliegt, das wenn man ehrlich ist genauso belanglos ist wie das ganze Material irgendwelcher Nonames, für welche normalerweise die hier beteiligten Musiker als unfehlbare Vorbilder herhalten.
Wie man es auch dreht und wendet, „Sovereign“ wird nicht besser, weder durch abermaliges Durchhören noch durch hundertmaliges Durchlesen der Besetzlungsliste. Der Fünfer zeigt hier alles in allem eindrucksvoll, dass technisches Können und ein guter Ruf nicht alles sind. Nebenbei beginnt man auch zu überlegen, ob für den Erfolg von Alben von Bands wie Strapping Young Lad, Death oder Testament nicht vielleicht doch andere Köpfe hauptverantwortlich waren.
Wertung: 5 / 10