Das Subgenre Death/Doom zeichnet sich – wie dem kundigen Metalhead geläufig sein dürfte – vor allem durch seine schleppende, unheilvolle, beklemmende und oftmals okkulte Atmosphäre aus. Das trifft auch auf „De Secretis Naturae Alchymica“, das Debüt von TEMPLE OF GNOSIS, zweifelsohne zu und so könnte man meinen, die serbische Ein-Mann-Truppe hätte damit ihre „Schuldigkeit“ als Musiker erfüllt und ein gutes Album vorgelegt. Doch schnell wird klar, dass Atmosphäre allein offenbar doch nicht ausreicht, wenn die Musik für sich genommen uninteressant ist.
Die Platte wird von „Unto The Earth“ eingeleitet, das lediglich aus verwaschenen düsteren Symphonic-Synthesizern und abgrundtiefem Spoken-Word-Gerede besteht, aber dennoch über vier Minuten lang ist. Nun gut, ein so langes Intro kann man durchaus als Zeichen von Ambition auffassen, selbst wenn es so minimalistisch ist. Leider wird die anfängliche Skepsis spätestens ab dem anschließenden „Serpentivm“ zur bitteren Erkenntnis, dass es sich bei dem Album gewissermaßen um ein einziges, nicht enden wollendes Intro handelt. Denn obwohl mit den tiefen Growls, den unheilschwangeren Distortion-Gitarren sowie den lauernden (Double-Bass-)Drums auf das typische Death/Doom-Repertoire zurückgegriffen wird, scheinen TEMPLE OF GNOSIS nie wirklich loszulegen. Dies liegt zum einen daran, dass die Texte vollständig im Spoken-Word-Stil (clean oder gegrowlt) vorgetragen werden, was bis zu einem gewissen Grad stimmig wäre, auf einer Albumlänge von 46 Minuten aber einfach nur langweilt.
Andererseits ist die Musik unglaublich abwechslungsarm, sowohl in ihrer Struktur als auch im Spiel der einzelnen Instrumente. Die melodischen Gitarren erzeugen zumindest eine unheimliche Grusel-Stimmung („Discipvli H. Trismegistvs“) und sind damit den verzerrten Gitarren um einen Punkt voraus, kommen aber auf lange Sicht gesehen nicht über den Grad der Mittelmäßigkeit hinaus. Genauso verhält es sich mit den Drums, die so eintönig eingesetzt werden, dass man sogar die stellenweise genutzte Double-Bass alsbald leid wird. Im bereits erwähnten „Serpentivm“ sind sie zeitweise immerhin etwas rockig angehaucht und heben sich damit ein wenig ab, ansonsten gibt es aber nichts Erwähnenswertes.
Da wundert es eigentlich kaum mehr, dass TEMPLE OF GNOSIS am ehesten noch in den Momenten überzeugen, in denen die Instrumente weitgehend aussetzen, wie beispielsweise in „Tree Of Life“, in dem zum Teil nur Gewittergeräusche und Vogelgezwitscher zu hören sind, wodurch die Rezitation der biblisch inspirierten Texte eine umso größere Wirkung erzielt. Die Lyrics sind mit ihren alchemistisch und esoterisch geprägten Themen nämlich durchaus von Interesse, doch leider kann selbst das die Musik von TEMPLE OF GNOSIS nicht mehr retten. Ebenso wenig die stets präsenten, aber leidlich im Hintergrund agierenden Orchester-Synthesizer, die kaum jemals greifbar sind. Hin und wieder machen sie sich in Form von Chören, Orgeln oder Pianos bemerkbar, aber letztlich ziehen sie nur am Hörer vorüber ohne Spuren zu hinterlassen.
Schade eigentlich, denn der Stil von TEMPLE OF GNOSIS ist schon in gewisser Weise einzigartig und atmosphärisch. Nur leider ist die Umsetzung dermaßen eintönig und ermüdend, dass man allzu schnell seinen guten Willen verliert. Es sticht einfach nichts heraus und da die Songs für sich genommen schon schnell ihren Reiz verlieren, kann man sich nicht einmal darauf ausreden, dass diese alle gleich „gut“ seien. Da mögen die Texte noch so bahnbrechend sein, musikalisch gehen TEMPLE OF GNOSIS einfach im Strudel der Belanglosigkeit unter. Ob sich das auf einem etwaigen Nachfolgewerk ändert, bleibt abzuwarten.
Wertung: 4.5 / 10