Review Symphorce – Become Death

Was SYMPHORCE im Vornherein angekündigt haben, bewahrheitet sich auch: Ihr sechstes Album „Become Death“ ist das düsterste und härteste der Bandgeschichte. Neben dem Albumtitel weist auch schon das Coverartwork mit dem verschmitzt grinsenden und halb verwesten Skelett unmissverständlich darauf hin. Nach kurzem Pianointro legt der Opener „Darkness Fills The Sky“ auch gleich ungewohnt böse los: Knallende Death-/Thrash-Riffs und Blastbeats setzen ein, Andy B. Franck growlt teilweise schon beinahe und düster ist das alles allemal, „die europäische Antwort auf Nevermore“ könnte man sagen. Nach dem ersten Schock dürften SYMPHORCE-Fans aber kurzzeitig aufatmen, denn der Refrain bietet die typischen Trademarks: Eine klischeefreie wie hymnische Gitarrenmelodie sowie der unverwechselbare und kraftvolle Power Metal-Gesang von Frontmann Andy B. Franck entschärfen das harte Gerüst erstmal etwas.

Wer sich nun auf eine durchgehend harte Scheibe im thrashigen Nevermore-Stil freut oder diese befürchtet, kann nach dem ersten Stück enttäuscht den Kopf hängen lassen oder aufatmen, denn das war schon die heftigste Attacke dieser 52 Minuten. Zwar bleibt es durchgehend düster, aber die eh schon für ihre musikalische Offenheit bekannten SYMPHORCE setzen auf „Become Death“ noch einen drauf und präsentieren im folgenden experimentelles, modernes und überraschendes Liedgut. Das gleich folgende „Condemned“ etwa beginnt mit elektronischer Einleitung, bietet verzerrten Gesang und wirkt allgemein einfach sehr modern vom Gitarrenspiel her. „In The Hopes Of A Dream“, „Inside The Cast“ und „No Final Words To Say” sind gar drei recht melancholische und sehr gothisch angehauchte Nummern, die sowohl instrumental als auch gesanglich nicht zu selten an Bands wie Him, Paradise Lost oder Type O Negative denken lassen.

Mitten in diesem Überhang an Experimenten findet sich aber glücklicherweise auch der ein oder andere richtige Kracher. Während vor allem die drei zuletzt erwähnten allzu sehr an Power und Kraft vermissen lassen, sind etwa „Death Has Come“ und „Ancient Prophecies“ mit ihren treibenden Riffs und dem gewohnten Franck-Gesang eine Wohltat. Was ich von „Towards The Light“ halten soll, weiß ich auch nach mehreren Durchgängen nicht. Nach einer weiteren elektronischen Einleitung folgt eine technoid-stampfender Riff und eine seltsame Mischung aus warmen, angenehmen und melodischen Stellen mit kalten, verzerrten und technischen Parts. Wer sich beim abschließenden „Lies“ übrigens auf ein fast neunminütiges Stück freut, dem sei gesagt, dass nach knapp viereinhalb Minuten Schluss ist (natürlich leitet Elektronik aus) und dann einige Minuten Leerlauf folgen, bis ein immerhin ein spaßiges Ende geboten wird und die Jungens das King Of Queens-Titellied anspielen und singen.

„Become Death“ ist eine äußerst zwiespältige Angelegenheit geworden. Positiv zu erwähnen ist definitiv der Mut, hier vieles auszuprobieren und über den Tellerrand zu schauen. Andererseits fehlt hier trotz der dick drückenden Produktion oft die Durchschlagskraft und Power – um nicht zu sagen, dass die Scheibe teilweise richtig lahmarschig tönt – sowie ein roter Faden, der sich durch das Album zieht. Das ist etwas schade, da man vor allem nach dem genialen „Darkness Fills The Sky“ ein richtig geiles Teil erwarten konnte. So wurde viel Potential vergeben und sich in zu vielen Spielereien und Experimentieren verloren. So kann ich mir kaum vorstellen, dass SYMPHORCE jemals aus dem Schatten der erfolgreicheren (und geradlinigeren) zweiten Band von Andy B. Franck; Brainstorm; treten können wird.

Wertung: 6 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert