Fünf Jahre ist das letzte Album „Dormant Heart“ der britischen Melodic-Death-Metaller SYLOSIS bereits her. Eine lange Zeit, die es für Fans zu überbrücken galt, was allerdings nicht groß zu verwundern scheint: So wirkt die im Jahre 2000 begründete Truppe in der Zwischenzeit viel eher wie ein Side-Project als eine vollwertige Band. Mitbegründer und Band-Leader Josh Middleton hat sich unlängst den Architects angeschlossen, Drummer Ali Richardson wird sein Hauptaugenmerk auf Bleed From Within legen und der neue Bassist Conor Marshall feiert mit Conjurer erste kleine Erfolge. Dass man also überhaupt noch neues Material von SYLOSIS in den CD-Spieler einlegen kann, sollte genug Grund zur Freude sein.
Die Truppe selbst dankt es den treuen Fans mit klassischem SYLOSIS-Sound bestehend aus technisch versierten, melodischen Riffs, treibenden Rhythmen und einer Menge Soli. Mit beeindruckender Routine schütteln die vier Mannen die Melodien aus dem Ärmel, verleihen diesen stets eine gewisse Eingängigkeit und überzeugen vor allem durch ihr unumstrittenes Können an den Instrumenten. Der Opener „Empty Prophets“ wird sogleich mit einem flinken Riff für Live-Shows angeschlagen, das ein wahrlicher Circle-Pit-Garant ist. Ein kurzes, aber toll inszeniertes Solo am Ende des Tracks leitet die Band in einen Breakdown über, der wieder im Main-Riff mündet.
Mal sind die Riffs schneller, mal etwas stampfender, aber jederzeit hochmelodisch. So bewegen sich die Engländer und der Schotte hinter den Kesseln mit ihrer Musik stets zwischen frühen In Flames und Killswitch Engage und verpassen ihr hier und da einen Schuss Thrash. Stellenweise gelingen SYLOSIS dabei echte Highlights („Calcified“, „Shield“), allerdings fühlen sie sich in ihrer musikalischen Blase anscheinend zu wohl. So wird bis auf den finalen Song „Abandon“, der mit clever eingesetzten Clean-Vocals angereichert ist, munter vor sich her musiziert, ohne nur einen Schritt zu weit nach links oder nach rechts zu gehen. Das mag man den Melo-Deathern auch gar nicht groß übel nehmen, denn in ihrem Spektrum musizieren sie mit spielerischer Leichtigkeit. Jedoch fehlen auf einer Dauer von über 50 Minuten so schlichtweg die Überraschungen.
Dieses Problem zeigt sich vor allem darin, dass der Hörer nach einiger Zeit mit den Gedanken abdriftet und den Fokus auf die eigentlich gelungene Musik verliert. Bestes Beispiel hierfür ist der siebte Track „Idle Hands“: So bietet dieser zu Beginn zum siebten Mal ein klassisches Melodic-Death-Metal-Riff, man fängt an, sich anderweitig zu beschäftigen und verpasst dadurch beinahe das überraschend entspannte, ruhig instrumentierte Outro. So stellt man sich die Frage, ob SYLOSIS schlichtweg nicht in den Sinn gekommen ist, die verschiedenen Einflüsse ihrer Mitglieder auszunutzen, oder ob dies eine bewusste Entscheidung war, um den eigenen Stiefel fernab der Hauptbands durchzuziehen.
Letztendlich ist „Cycle Of Suffering“ ein grundsolides Album von vier famosen Musikern, die sich selbst leider zu sehr in ihr selbst angelegtes Korsett einschnüren lassen. Langjährige Fans wird der neueste Output mit Sicherheit zufriedenstellen, denn nach so einer langen Wartezeit sind zwölf Tracks, die dem klassischen Sound der Band entsprechen, womöglich genau das, was man braucht. Alle anderen können sich an coolen Riffs und tollen Soli erfreuen, werden allerdings keine musikalische Offenbarung erleben. Mit einem Kauf macht man aber zumindest nichts falsch.
Wertung: 6.5 / 10