Review Swallow The Sun – Plague Of Butterflies (EP)

  • Label: Spinefarm
  • Veröffentlicht: 2008
  • Spielart: Doom Metal

Eine EP zu sein stelle ich mir persönlich ziemlich undankbar vor. Irgendwie ist man was besseres als eine Single, hat meistens sogar noch irgend was zu bieten, das keiner von den großen „Albenbrüdern“ drauf hat, aber trotzdem schafft man’s eher selten, sich zwischen denen zu behaupten. Cover und B-Seiten sind halt nicht gar so beeindruckend, wie der Inhalt eines wirklichen Albums, beziehungsweise nur wenige EPs können mit dem zusammengeschusterten Material so eine Atmosphäre erzeugen, wie es Alben mit ihrer durchdacht zusammengefügten Trackliste können. Und letzten Endes sind EPs oft kurz und genießen deswegen eher seltener das Privileg, sich in der Anlage des Besitzers drehen zu dürfen (zumindest ist das bei meinen EPs so, weil ich zu faul bin, schon nach 20 Minuten wieder aufzustehen und was anderes einzulegen). Natürlich kann man das umgehen, indem man die Spieldauer drastisch erhöht, aber dann stellt sich doch die Frage, warum eigentlich ’ne EP und nicht gleich ein ganzes Album? Wie gesagt, eine EP zu sein, das stell ich mir undankbar vor…

Heute haben wir es aber mit einer EP zu tun, nämlich mit SWALLOW THE SUNs „Plague Of Butterflies“ und ich kann von vorneherein mal sagen, dass es in diesem Falle wohl Sinn macht, dass das knapp sechzig minütige Werk eher eine EP als ein Album ist… Sofern das Teil überhaupt Sinn macht und nicht nur einfach eine Gelegenheit darstellt, dem hart arbeitenden SWALLOW THE SUN-Fan (also nicht mir) noch ein paar Kröten aus der Tasche zu luchsen. Dazu kommen wir gleich. Jedenfalls ist „Plague Of Butterflies“ eine zweigeteilte Sache. Einerseits haben wir hier den „Titeltrack“, den die Band für ein Metal-Ballett-Projekt schrieb, das aber niemals zustande kam. Wohin also mit dem guten, knapp 35 Minuten langen Stück? Ganz klar, auf ’ne EP. Und um dem Kunden noch einen zusätzlichen Kaufanreiz zu bieten wurde die komplette vier Track starke „Out Of This Gloomy Light“-Demo noch dazu gepackt. Die ist allerdings nur besseres Beiwerk.
Das Herz der EP ist nämlich wie schon angedeutet der „Titeltrack“, der mit 34 Minuten und 42 Sekunden eine ganzschön monströse Angelegenheit ist. Warum ich das Wort „Titeltrack“ immer in Anführungszeichen schreibe? Weil’s eigentlich drei Songs in einem Track sind, nämlich „Losing The Sunsets“, „Plague Of Butterflies“ und „Evael 10:00“. Es geht um einen alten Mann der in den Wäldern lebt, um Schmetterlinge und die Pest. Ganz nette Story, aber Hauptsache ist eigentlich die Musik und die ist… typisch SWALLOW THE SUN eben. Die drei Songs in einem sind nett und beinhalten alle Trademarks, die auf „Hope“ schon gut funktioniert haben, sind jetzt aber nicht wirklich ganz besonders aufregend. Zwischendurch macht sich durchaus mal ein klein wenig Langeweile breit, die Finnen kommen mit der epischen Länge des Tracks nicht ganz zurecht, selbst wenn es eigentlich drei Songs sind. Die Zusammengehörigkeit kommt schon durch und deswegen zieht das gute Stück sich hier und da etwas. Es bietet zwar große Emotionen, ist recht abwechslungsreich und bleibt dem Hörer durch die extrem starken letzten Sekunden durchaus positiv in Erinnerung, aber einen epischen Überhammer à la Edge Of Sanitys „Crimson“ sollte man nicht erwarten. Aber da sind schon ganz andere dran gescheitert.

Der Rest der EP ist dann für den Fan von Welt eigentlich nicht wirklich der Rede wert. Klar, wir kriegen die Demo geboten, die dafür gesorgt hat, dass SWALLOW THE SUN einen Plattenvertrag bekamen, aber die ist gerade für Besitzer des grandiosen „The Morning Never Came“ eigentlich auch nur aus Kuriositätsgründen interessant, denn alle vier Tracks der Demo sind auch auf dem Debut enthalten. Zu Demozeiten klingen sie freilich noch etwas rauer, sind hier und da ein bißchen anders arrangiert, aber im Großen und Ganzen sind es dieselben Songs. Und nicht mal unbedingt die besten, die SWALLOW THE SUN zu bieten haben. Ob die Songs zu Demozeiten besser waren als auf dem Debut, das muss jeder für sich selbst entscheiden, ich mag den etwas glatteren, fetteren Sound von „The Morning Never Came“ lieber, aber das mag wohl Gewöhnungssache sein, weil ich die Neuaufnahmen schon länger kenne als die „Originale“. Letzten Endes nett, aber nicht weltbewegend.

Und das kann man so 1:1 auf die ganze „Plague Of Butterflies“-EP beziehen. Der Titeltrack ist eine ganz nette Angelegenheit, aber es wird keinen Fan der Band umbringen, wenn er das Ding nicht im Regal stehen hat, auf ihren regulären Alben haben die Knaben einiges zu bieten, was ich mir lieber anhöre, als dieses Drei-Songs-in-einem-Konstrukt. Trotzdem kann die EP sich wohl eher den Stempel „Nette Geste“ als „Geldmacherei“ aufdrücken, die Songs waren ja schließlich schon da, nur nicht wirklich für die breite Masse zugänglich, deswegen ist es ganz schön, dass die Finnen ihr Schaffen halt einfach zu einem recht fairen Preis verfügbar gemacht haben. Kann man sich dementsprechend kaufen, muss man aber nicht.

Keine Wertung

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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