Obwohl SVARTIDAUÐI seit ihrer Gründung im Jahr 2002 in typischer Underground-Black-Metal-Manier erst ein paar EPs und eine einzige Langrille mit dem Titel „Flesh Cathedral“ veröffentlicht haben, konnten die Isländer bereits einiges an Aufsehen erregen. Zusammen mit Deathspell Omega und den ebenfalls isländischen Carpe Noctem zählt das Trio zu den nennenswertesten Interpreten jener Black-Metal-Variante, die sich durch ihre dissonanten, scheinbar chaotischen Kompositionen auszeichnet. Ganze sechs Jahre nach ihrem Debüt legen SVARTIDAUÐI mit „Revelations Of The Red Sword“ endlich wieder ein vollumfängliches Album nach, das den Stereotypen ihrer Stilrichtung abermals den Kampf ansagt.
Obwohl SVARTIDAUÐI die auf ihrer EP „Hideous Silhouettes Of Lynched Gods“ begonnene Entwicklung hin zu kürzeren Songs auch auf ihrem zweiten Album weiter fortsetzen, kann hier von Anbiederung an den Mainstream nicht die Rede sein. Nicht nur aufgrund seiner Sonnen-Thematik und seiner entsprechend warmen, organischen und kräftigen Produktion steht „Revelations Of The Red Sword“ den im Black Metal vorherrschenden Standards und Erwartungen entgegen, auch das Songwriting gehen SVARTIDAUÐI auf ihre ganz eigene Weise an.
Anstatt sich auf die mehrmalige Wiederholung einer Handvoll monotoner Riffs zu beschränken, springen die Isländer in geradezu manischen Anfällen von einer Melodie zur nächsten und behalten nie allzu lange einen bestimmten Flow bei, sodass es richtiggehend schwerfällt, den Songs gedanklich zu folgen. Dennoch kommt hier kaum jemals der Eindruck auf, SVARTIDAUÐI würden schlicht in planloser Raserei ihre Instrumente misshandeln – alles ist akkurat eingespielt und macht Sinn. Wer jedoch hofft, die Struktur des Albums in ihrer Gesamtheit durchschauen und sich einprägen zu können, muss sich darauf einstellen, als Hörer gefordert zu werden.
Bis auf ein paar der unheilvollen Riffs („Burning Worlds Of Excrement“), die gelegentlichen Soli und verschrobenen Clean-Gitarren („Sol Ascending“) brennen sich fast keine konkreten Parts ein. Die an sich stimmigen (wenn auch eher schwer zu erfassenden) Arrangements leiden daher doch unter einer gewissen Beliebigkeit, die sich auch darin äußert, dass SVARTIDAUÐI in puncto Brutalität nie allzu sehr über die Stränge schlagen.
„Revelations Of The Red Sword“ beeindruckt mit seiner ganz eigenen Verbindung von Komplexität und ungezähmter Energie, die man in dieser Form bei praktisch keiner anderen Band geboten bekommt. Erneut stellen SVARTIDAUÐI darauf unter Beweis, dass sie das Chaos auf unnachahmliche Weise beherrschen, ohne dabei einen berechnenden Eindruck zu machen. Dass Carpe Noctem mit „Vitrun“ im naheliegenden Vergleich trotzdem besser abschneiden, liegt lediglich daran, dass SVARTIDAUÐI die musikalischen Extreme nicht ganz so überwältigend auf die Spitze treiben und dennoch sperriger agieren. Für sich betrachtet ist „Revelations Of The Red Sword“ jedenfalls definitiv eine beachtenswerte Veröffentlichung.
Wertung: 7.5 / 10