Review Svarta – Lethargie

  • Label: Eigenproduktion
  • Veröffentlicht: 2016
  • Spielart: Black Metal

2014 konnten uns die österreichischen Black-Metaller SVARTA mit ihrem selbstproduzierten, zweiten Album „Abgrundschreiben“ so weit überzeugen, dass es eigentlich nur noch eine Frage der Zeit sein konnte, bis das Quartett bei einem guten Label unterkommen würde. Auf den Monat genau zwei Jahre später bringen SVARTA mit „Lethargie“ den Nachfolger heraus – überraschenderweise erneut ganz ohne die Unterstützung einer Plattenfirma. Ermüdungserscheinungen sind den vier Schwarzmetallern (sofern überhaupt vorhanden) trotzdem auch diesmal nicht anzumerken, denn „Lethargie“ hält problemlos das auf seinem Vorgänger etablierte Niveau.

In bester DIY-Manier haben SVARTA sogar das Artwork selbst gestaltet. Während das verwaschene Cover jedoch leider einen eher unausgegorenen Eindruck macht, sind die musikalischen Fertigkeiten der Österreicher über jeden Zweifel erhaben. Im Gegensatz zu seinen zwei Vorläufern beginnt das knapp einstündige „Lethargie“ nicht etwa mit einem kurzen Intro, sondern gleich mit dem mit 14 Minuten längsten Track des Albums, „Wahntraum“. Nach einem einleitenden, verbitterten Spoken-Word auf Englisch widmen sich SVARTA alsbald dem Black Metal. Weder zu altbacken noch zu avantgardistisch, haben die vier Österreicher mit ihrer Interpretation des Black Metal in vielerlei Hinsicht die goldene Mitte getroffen.
So klingen die Riffs düster und melancholisch, aber nicht übermäßig brutal, letzteres trifft auch auf das Drumming zu. SVARTA gehen sparsam mit Blast-Explosionen und Nackenbrecher-Riffs um, es überwiegt das getragene Midtempo. Dennoch machen die Schwarzmetaller nicht den weit verbreiteten Fehler, ihre Songs zusätzlich zu der langen Spielzeit auch noch ermüdend monoton zu arrangieren, sondern sorgen immer wieder für Abwechslung in Rhythmus, Tempo und Intensität. In jedem der Tracks macht das Tremolo-Picking zumindest einmal Platz für sanfte, melancholische Clean-Gitarren, die aber in Verbindung mit dem expressiven Gesang nicht minder ausdrucksstark sind.
Apropos Gesang, ebendieser ist vermutlich die größte Stärke von SVARTA. Eine solche Bandbreite aggressiver und verzweifelter Stimmakrobatik sucht man bei den meisten Bands dieses Sektors vergebens. SVARTA screamen und growlen in den verschiedensten Tonhöhen, in den klareren Passagen fühlt man sich sogar etwas an die wütenderen Momente von Sopor Aeternus erinnert, was eindeutig als Kompliment zu verstehen ist. Doch auch die tristen Leads, die in „Tagesschleier“ gegen Ende kurz sogar alte Bethlehem ins Gedächtnis rufen, sowie die überaus professionelle, weil stets passend raue und klare Produktion, können sich hören lassen.

„Lethargie“ hat nur wenige Wow-Momente, was die Platte in Kombination mit den zum Teil vielleicht doch etwas zu langen Tracks anfangs etwas unzugänglich erscheinen lässt. Auch eignet sich keiner der Tracks wirklich als Anspieltipp. Doch das liegt vor allem an dem konstant hohen Niveau, denn SVARTA erlauben sich praktisch keinen einzigen Qualitätsabfall. Ihr drittes Full-Length ist dementsprechend ein Album, das seine Zeit braucht, um langsam zu wachsen, dann aber eigentlich auf ganzer Länge von sich überzeugt. Allein schon die abwechslungsreichen und emotionsgeladenen Vocals machen „Lethargie“ zu einem bemerkenswerten Hörerlebnis.

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Wertung: 7.5 / 10

Publiziert am von Stephan Rajchl

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