„Am Scheideweg“, „Abgrundschreiben“, „Lethargie“ – die Titel, die SVARTA für ihre ersten drei, in Eigenproduktion herausgebrachten Alben gewählt haben, sprechen offenkundig von einer tief sitzenden Trübsal. Vier Jahr nach dem Release ihrer letzten Platte haben die österreichischen Black-Metaller dem Anschein nach ihren Frieden gefunden: Nicht nur nennt sich ihr viertes Full-Length „Befreiung“, es präsentiert sich mit seinem Artwork in strahlendem Hellgelb auch entsprechend hoffnungsvoll und erscheint überdies als erste Veröffentlichung der Band über ein Label. Eine augenscheinlich positive Veränderung wie diese schreit zwar geradezu nach einem stilistischen oder inhaltlichen Paradigmenwechsel – einen solchen vollziehen SVARTA hiermit allerdings nicht.
Ganz wie zuletzt auf „Lethargie“ (2016) spielen SVARTA in ihren bis zu 14 Minuten langen Tracks getragen Midtempo-Black-Metal der deprimierenden Sorte. Ausbrüche nach oben gibt es nur selten, die meiste Zeit über marschieren die Songs entweder druckvoll stampfend voran, schleppen sich mühevoll dahin oder nehmen mit betrüblichen Clean-Gitarren gar sanfte Züge an. Während das geradlinige, allzu simple Drumming ein wenig einfallslos wirkt, kann sich die Gitarrenarbeit an nicht zu wenigen Stellen durchaus hören lassen.
In ihren stärksten Momenten verströmen vor allem die Tremolo-Riffs eine dichte Finsternis und auch die schwermütigen unverzerrten Saitenklänge, die etwa zu Beginn von „Live. Breathe. End. Rewind.“ eine mysteriöse, entfernt an Nocte Obducta erinnernde Stimmung aufkommen lassen, passen gut ins Bild. Allerdings gelingt es SVARTA nicht in allen Tracks und Passagen, eine solche Ausdrucksstärke an den Tag zu legen („D“), und manche der doch recht aufgebauschten Kompositionen hätten einen fokussierteren Feinschliff vertragen („Alpha“). Selbst ihr größter Vorzug lässt die Österreicher auf „Befreiung“ leider hin und wieder im Stich: der Gesang. Zwar geben SVARTA erneut eine außergewöhnliche Bandbreite intensiver, unverhohlen emotionaler Screaming-Vocals zum Besten, abseits des gutturalen Gesangs will es aber nicht so recht klappen.
So klingen etwa die Clean-Vocals in „Yours Truly“ unangenehm schrill und penetrant und der abrupte Wechsel von melancholischem Gesang in österreichischem Dialekt zu gediegenem Hochdeutsch in „Alpha“ erscheint unpassend. Die allzu phlegmatisch vorgetragenen Sprechpassagen in „Omega – Der Tag an dem ich starb“ und „IV VI – A Shimmering Light“ laden außerdem weniger zum Sinnieren als zum Fremdschämen ein – von den pseudo-tiefsinnigen Texten ganz zu schweigen („Doch ist das nicht die Essenz des Menschseins? / Zu zweifeln, bis man den Kern des großen Ganzen gefunden hat?“).
Der kreative Aufschwung, den „Befreiung“ mit seinem Titel und Artwork andeutet, ist SVARTA hiermit leider nicht gelungen. Handwerklich ist das vierte Album der Black-Metaller zwar halbwegs gut gemacht und die kräftige Produktion birgt keinen nennenswerten Störfaktor, am Songwriting (inklusive der Texte) hätte die Band aber noch mehr feilen sollen. Gewiss wäre es SVARTA möglich gewesen, die unzweifelhaft vorhandenen Höhepunkte noch prägnanter aus der mit einer Laufzeit von 62 Minuten ziemlich aufgedunsenen Platte herauszuarbeiten. Die furchtbar pathetischen Vocals und Lyrics hätten ebenso noch einer Überholung bedurft. Mit seiner Handvoll Highlights in seinen überlangen und vereinzelt weniger gelungenen Kompositionen ist „Befreiung“ alles in allem leider bloß ein eher mittelmäßiges Album geworden.
Wertung: 5.5 / 10