(Death Metal/ Progressive Metal/ Rock/ Jazz/ Blues) Beim Terminus „Supermassive Black Hole“ denkt ein Astrophysiker zunächst an die größte Form Schwarzer Löcher, wie sie im Zentrum von Galaxien vermutet werden. Ein Fan avantgardistischer Klänge hingegen wird zukünftig vermutlich zunächst an die kanadische Band diesen Namens denken. Denn mag man von SUPER MASSIVE BLACK HOLES auch halten, was man will –darauf, Eindruck zu schinden, verstehet sich das Quintett. Und zwar auf allen Ebenen.
Los geht es mit der stilistischen Vielseitigkeit der Kompositionen, die von Death Metal über Rock, Prog, Jazz-Fusion und Blues so ziemlich alles umspannen, was man mit Instrumenten so anstellen kann. Dass solche Verschmelzungsexperimente gerne einmal schief gehen, ist weithin bekannt – und wieder sammeln SUPER MASSIVE BLACK HOLES Punkte, denn nicht nur das „was“, auch das „wie“ ist hier weit jenseits des Durchschnitts. So sind einerseits die Fähigkeiten der Herren, was die Beherrschung ihrer Instrumente angeht, selbst von erfahrenen Musikhörer als „überraschend bis beeindruckend“ einzustufen, während andererseits das kompositorische Geschick, mit dem die verschiedenen Elemente hier miteinander verwoben werden, für offene Münder sorgt.
Von easy listening sind wir damit natürlich ungefähr so weit weg wie vom nächsten Supermassive Black Hole, und vermutlich würden die meisten Leute lieber bekanntschaft mit einem solchen als mit „Calculations Of The Ancients“ machen. SUPER MASSIVE BLACK HOLE erwecken jedoch andersherum auch nicht unbedingt den Eindruck, als würde sie das stören. Denn entweder, die Kanadier legen es mit vollster Absicht darauf an, als Freaks abgestempelt zu werden, oder, und das erscheint noch viel wahrscheinlicher, es ist ihnen einfach egal, was die breite Masse und selbst der Großteil aller Nischenmusik-Hörer über sie denkt, weil sie schlichtweg genau so nerdy sind, wie ihre Musik nahelegt. Die Tatsache, dass die Texte auf in Metaphern gekleideten wissenschaftlichen Grundsätzen basieren und die Stücke dementsprechend Titel wie „Holographic Principle“, „Refracted Kaleidoscopic Photons“ oder „Matematics Of Emotion“ tragen, legt diese Vermutung zumindest nahe.
Doch wie klingen die „Berechnungen unserer Ahnen“ nun? Schwer zu sagen. Aber ein Szenario, in dem die Tech-Deather Arsis gemeinsam mit den Black-Metal-Jazzern Kathaarsys sowie den Prog-Deathern Ansur versuchen, die Chaostheorie angemessen zu vertonen, kommt der Sache doch vergleichsweise nahe. Und zumindest dafür klingt „Calculations Of The Ancients“ alles in allem über weite Strecken noch überraschend genießbar.
„Calculations Of The Ancients“ ist, diesbezüglich muss man sich nichts vormachen, ein Album von Nerds für Freaks (oder andersherum). Wer immer schon einmal wissen wollte, wie es sich anfühlt, von einem schwarzen Loch verschluckt zu werden, wird darauf zwar auch von SUPER MASSIVE BLACK HOLES keine Antwort bekommen – so es aber doch einmal so weit sein sollte, dass sich die Gelegenheit ergibt, das auszuprobieren, so ist „Calculations Of The Ancients“ zumindest mit Gewissheit der richtige Soundtrack dazu. Bliebe eigentlich nur noch die Frage, an was ein Astrophysiker mit Faible für avantgardistische Klänge beim Terminus „Supermassive Black Hole“ in Zukunft zuerst denkt.
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