Review Sunn O))) – Life Metal

2019 ist alles ein bisschen anders im Hause SUNN O))): Greg Anderson ist Papa geworden, was seine Sichtweise auf Musik, das Leben, das Universum und den ganzen Rest grundlegend geändert hat, das neue Album wurde von Producer-Legende Steve Albini ausschließlich analog produziert, auf Mayhem-Frontmann Attila Csihars eindringlichen Gesang wurde verzichtet und das Ding heißt auch noch „Life Metal“ (in Anlehnung an den angeblichen Ausverkauf des Genres „Death Metal“ in den 1990er Jahren – natürlich mit einem Augenzwinkern). Ist das Drone-Duo nun doch im Hipster-Pop-Kosmos angekommen oder ist SUNN O))) 2019 genauso böse und intensiv wie eh und je?

Auch wenn „Life Metal“ für SUNN O)))-Verhältnisse beinahe positiv klingt (Andersons erklärtes Ziel war es, harte, aber nicht zu düstere Musik zu schreiben), kann von wirklicher Zugänglichkeit oder gar Pop-Attitüde selbstverständlich keine Rede sein: Das Album bietet rund 70 Minuten feinsten Drone-Metal, der sich aber hier und da durchaus von den vorangegangenen Releases der Band unterscheidet. Auffällig ist schon mal das beinahe songorientierte Arrangement im Opener „Between Sleipnir’s Breaths“, welcher eine eindeutig erkennbare Strophe-Chorus-Struktur hat und nicht zuletzt durch die Vocal-Performance der Isländerin Hildur Guðnadóttir so etwas wie Ohrwurmcharakter bekommt.

Ähnlich intensiv und fast schon catchy ist das mit Orgelklängen des australischen Komponisten Anthony Pateras aufgepeppte „Troubled Air“ – manchen Passagen auf Anna von Hauswolffs letztem Longplayer „Dead Magic“ oder Hans Zimmers dronigem „Interstellar“-Soundtrack nicht ganz unähnlich. Auf Vocals verzichten SUNN O))) im weiteren Albumverlauf allerdings, auch die letzten beiden Titel sind instrumental und bestehen größtenteils aus den ausufernden Gitarrenwänden von Stephen O’Malley und Greg Anderson sowie dem obligatorischen Moog-Bass-Synthesizer von Langzeitkollaborator Tos Nieuwenhuizen plus Bassspuren von Tim Midyett – lediglich der Schlusstrack „Novæ“ hat noch Cello- und Haldorophone-Parts (das ist ein Cello-ähnliches Saiteninstrument) von Guðnadóttir in petto.

Erwähnung verdienen noch das durchaus bunte und damit quasi lebensbejahende Artwork der Künstlerin Samantha Keely Smith und die zuvor erwähnte Produktionsweise: „Life Metal“ wurde unter den wachsamen und erfahrenen Ohren von Steve Albini (der unter anderem auch Nirvana, Neurosis und Godspeed You! Black Emporer produziert hat) in dessen „Electrical Audio“ Studio in Chicago ausschließlich auf analogem Band aufgenommen, mit einer analogen Mixkonsole gemischt und anschließend (zumindest die LP-Version) von Matt Colton entsprechend gemastert. Resultat ist ein ausgesprochen warmer Sound, der die… nennen wir es scherzeshalber: „positive“ Energie des neuen SUNN O)))-Albums definitiv verstärkt.

Dass „Life Metal“ im Gegensatz zum rund zweijährigen Produktionszeitraums des 2009er Albums „Monolith & Dimensions“ in nur zwei Wochen aufgenommen wurde, tut der Qualität keinen Abbruch – man kann der Band sogar eine (in diesem Genre nicht selbstverständliche) Weiterentwicklung attestieren. SUNN O))) bleiben ihrem Grundprinzip der repetitiven „Wall Of Sound“ treu, glänzen dabei nicht unbedingt durch extrem abwechslungsreiche Songstrukturen (wir sprechen ja immer noch von Drone-Metal), ergänzen die Rezeptur allerdings um neue Klangfarben, Texturen und Details, die durch die Bank Freude bereiten – zumindest, wenn man mit dieser Musikrichtung überhaupt etwas anfangen kann. Im weiteren Verlauf des Jahres 2019 soll „Life Metal“ übrigens noch durch ein „Schwesteralbum“ namens „Pyroclasts“ ergänzt werden – man darf also gespannt sein, was die Röhrenfetischisten noch im Köcher haben.

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Wertung: 8.5 / 10

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