Review Sun Of The Sleepless / Cavernous Gate – Split

(Black Metal / Folk / Death/Doom) Nachdem SUN OF THE SLEEPLESS viele Jahre geschlummert und Ulf Theodor Schwadorf sich anderen Projekten zugewandt hatte, legte der Einzelkünstler 2017 mit „To The Elements“ endlich ein vollumfängliches Debütalbum vor. Obwohl es sich dabei um ein wahres Vorzeigewerk des Black Metal handelte, blieb der große Durchbruch aus und SUN OF THE SLEEPLESS weiterhin – ganz seinem ursprünglichen Underground-Naturell entsprechend – ein Geheimtipp. Da erscheint es nur folgerichtig, dass Schwadorf das Projekt nicht in Form des üblichen Veröffentlichungsrhythmus, in dem alle zwei Jahre ein neues Full-Length-Album herausgeschleudert wird, fortführt, sondern in klassisch-kultiger Black-Metal-Manier eine Split nachlegt. Als Release-Partner tritt hierbei CAVERNOUS GATE, eine von Sebastian Körkemeier, dem Drummer von Helrunar, neu gegründete Death/Doom-Ein-Mann-Band auf.

Nun sind Splits zwar oftmals eine durchaus spannende Sache und gerade im Metal-Underground beliebt, im Vergleich zu „vollwertigen“ Alben werden sie zumeist aber doch eher stiefmütterlich behandelt. Was SUN OF THE SLEEPLESS und CAVERNOUS GATE mit ihrer gemeinsamen Veröffentlichung geschaffen haben, hat jedoch definitiv das Zeug dazu, selbst die starrsinnigsten Full-Length-Puristen zum Sammelwahn zu bekehren. Nicht nur gleicht das vermeintliche Kurzalbum mit seiner Laufzeit von insgesamt knapp 50 Minuten in seinem Umfang de facto einem Longplayer, auch das Songmaterial und der in sich schlüssige Aufbau der Tracklist der beiden Split-Teile heben das Werk weit über den Status einer bloß zwischendurch zusammengezimmerten Mini-Platte hinaus.

In der ersten Hälfte bekommt man von SUN OF THE SLEEPLESS mit dem herbstlich stürmenden „The Lure Of Nyght“ und dem getrageneren, melodischen „To The Moon On Summer Eves“ zwei erstklassige Black-Metal-Stücke geboten, die den Songs von „To The Elements“ in nichts nachstehen. Eingerahmt werden die beiden Tracks von drei kürzeren, besinnlichen Akustik-Stücken, die zum Teil deutlich spürbar das Erbe der Glanzzeit von Empyrium in sich tragen („Fall Of The Lonesome“), durch das stellenweise eingeflochtene Spiel auf dem Hackbrett aber auch eine exotische Mystik ausstrahlen, die man so von Schwadorf noch nicht gehört hat („Kristall“).

In der zweiten Halbzeit verlagert Körkemeier mit CAVERNOUS GATE die Stilistik der Split hingegen in Richtung Death/Doom – und macht dem furchteinflößenden Namen des Genres mit den ersten Songs seines noch jungen Projekts alle Ehre. Auf das bedrückend-andächtige Orgel-Intro „Seclusion“ folgen drei im wahrsten Sinne des Wortes gewaltige Brocken schleppenden Todesmetalls, die den Hörer im Geiste tief in einen lichtlosen Abgrund hinabzerren. Die kernigen Screams klingen absolut diabolisch, die Gitarren und Drums schlagen ein wie eine unaufhaltsame Gerölllawine und mit der immer wieder auftauchenden Orgel, leichenblassen Klagegesängen und von aufziehender Verdammnis kündenden Glockenschlägen („A Pale Shimmer In The Dark“) verleiht CAVERNOUS GATE den Stücken einen bedeutungsschweren Grundton.

SUN OF THE SLEEPLESS und CAVERNOUS GATE haben hiermit nicht einfach nur eine gemeinsame Split mit einer Handvoll zusammengewürfelter Tracks in Überlänge veröffentlicht. Vielmehr handelt es sich um zwei grundverschiedene, in sich jedoch vollkommen schlüssige und darüber hinaus hervorragend produzierte Kurzalben, die beide nicht den geringsten Anlass zur Kritik geben. Während SUN OF THE SLEEPLESS hier einmal mehr ein formvollendetes Wechselspiel aus erhabenem Black Metal und melancholischem Folk zum Besten gibt, legt CAVERNOUS GATE einen aufsehenerregenden Vorstoß in die Gefilde des Death/Doom hin, der auf ein baldiges Wiederhören in Form eines Debütalbums hoffen lässt.

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Publiziert am von Stephan Rajchl

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